Vietnam

Amtssprache - Vietnamesisch

Hauptstadt - Hà Noi

Staatsform - Sozialistische Volksrepublik mit Einparteiensystem

Staatsoberhaupt - Präsident Nguyen Minh Triet

Regierungschef - Premierminister Nguyen Tan Dung

Fläche - 329.560 km²

Einwohnerzahl - 82.689.518 (2004)

Bevölkerungsdichte - 240 Einwohner pro km²

Währungung - Döng

Unabhängigkeit von Frankreich am 2. September 1945 erklärt, 1954 anerkannt

Nationalhymne - Tien Quân Ca

Nationalfeiertag - 2. September

Zeitzone - UTC+6

Kfz-Kennzeichen - VN

Internet-TLD - .vn

Vorwahl - +84


Die Sozialistische Republik Vietnam ist ein Staat in Südostasien. Er grenzt an China, Laos, Kambodscha und das Südchinesische Meer. Nach Jahrzehnten des Krieges galt Vietnam als eines der ärmsten Länder Asiens. Seit Ende der 1980er-Jahre befindet es sich allerdings in einem wirtschaftlichen Aufholprozess.

Geographie
Vietnams Flächenausdehnung ist geringfügig kleiner als die von Deutschland. Das Land umfasst die weiten Ebenen der Flussdeltas von Rotem Fluss und Mekong, die gesamte östliche Festlandküste Südostasiens und Gebirgszüge sowie Hochebenen im Hinterland. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt etwa 1.650 km, die Ost-West-Breite bis zu 600 km, während die schmalste Stelle in Mittelvietnam nur 50 km beträgt. Die Küstenlinie hat eine Länge von über 3.400 km, auch die Landgrenzen zu den 3 Nachbarstaaten überschreiten wegen der langgestreckten Form 3.000 km Gesamtlänge.

Die Geographie Vietnams wird auch als "Bambusstange mit 2 Reisschalen" beschrieben: Im Norden und Süden zwei fruchtbare reisliefernde Flussdeltas, dazwischen als Verbindung ein schmales, eher karges, von Wald und Gebirge geprägtes Gebiet. Insgesamt ist Vietnam ein zu 3/4 von Bergen und Hochebenen geprägtes Land.

Etwas detaillierter werden fünf Landschaften unterschieden:

Yunnan-Hochland: Gebirgslandschaft im Norden des Landes, wo Vietnam an China grenzt und wo sich mit dem Phan-xi-päng (3.144 m) auch der höchste Berg befindet. Diese Region ist Siedlungsgebiet von vielen ethnischen Minderheiten, wobei die Stadt Sa Pa am Fuße des Phan-xi-päng die meisten Touristen anzieht.

Delta des Roten Flusses: diese fruchtbare Gegend rund um die Hauptstadt Hà Noi erstreckt sich bis zum Golf von Tonkin. Hier sind die Kalksteinfelsen um Ninh Binh, südlich von Hà Noi, und die Halong-Bucht, östlich von Hà Noi gelegen,

Annamitisches Hochland: das bergige, dünnbesiedelte Hinterland Mittel- und Südvietnams ist vor allem Siedlungsgebiet ethnischer Minderheiten.

Annamitischer Küstenstreifen: der schmale, relativ dicht besiedelte Küstensaum zwischen dem Gebirge und dem Südchinesischen Meer in Mittel- und Südvietnam

Mekong-Delta: fruchtbare, dichtbesiedelte Schwemmland-Ebene, an deren nordöstlichem Rand die Millionenstadt Ho-Chí-Minh-Stadt liegt.

Bevölkerung
Die Bevölkerungszahl Vietnams wird auf etwa 82,5 Millionen Menschen geschätzt, was in etwa der Bevölkerung Deutschlands entspricht. Die Bevölkerung ist im Schnitt sehr jung: Landesweit sind etwa 30% der Menschen unter 14 Jahre alt, und nur etwa 5% sind über 65. Das Bevölkerungswachstum wird auf 1,3 bis 1,4 % geschätzt.

Tendenziell sinkt die Geburtenrate, während aufgrund verbesserter medizinischer Bedingungen die Sterberate ebenfalls sinkt. Die Lebenserwartung liegt momentan bei 64 Jahren für Männer und 68 Jahren für Frauen.

Die Mehrheit der Bevölkerung lebt in den dicht besiedelten Gebieten der Mündungsdeltas von Rotem Fluss und Mekong, in denen Landwirtschaft vorherrscht. Trotz der agrarischen Prägung leben bereits rund 25 % der Vietnamesen in den urbanen Regionen der großen Städte, und die Zuwanderung aus den wirtschaftlich wenig entwickelten ländlichen Gebieten nimmt stetig zu.

Etwa 88% der Bevölkerung sind ethnische Vietnamesen (Viet oder Kinh). Daneben sind 53 ethnische Minderheitengruppen anerkannt. Die größte davon sind die "Auslandschinesen" (vietnam.: Hoa), deren Zahl auf etwa 1,2 Millionen geschätzt wird. Die Mehrzahl von ihnen sind Nachfahren von Einwanderern, die 1644, nach dem Zusammenbruch der Ming-Dynastie, ins Land gekommen waren. Weitere Volksgruppen sind Thai, Khmer (vor allem im Süden, der Region des Mekong-Delta, die über Jahrhunderte zu Kambodscha gehörte) und die, unter der Sammelbezeichnung Bergvölker (Montagnards) bekannten, Bewohner der Bergregionen. Letztere, die als die ursprünglichen Bewohner des kontinentalen Südostasien gelten, wurden im Verlauf der Geschichte in Vietnam, Thailand, Myanmar und Laos von den zugewanderten Mehrheitsvölkern aus den fruchtbareren Regionen der Flussebenen und Küsten in die unzugänglichen Bergregionen verdrängt. Diese Völker sind bis heute von der wirtschaftlichen Entwicklung dieser Länder weitgehend abgeschnitten und leben in vergleichsweiser Armut. Kultur und Sprache der Minderheiten unterscheiden sich meist sehr stark von jener der Vietnamesen.

Da Angehörige der Bergvölker im Indochinakrieg und im Vietnamkrieg jeweils auf Seiten Frankreichs bzw. der USA kämpften, gab es nach der Wiedervereinigung Vietnams Repressionen gegen diese Völker, und sie sind in der Gesellschaft teils nicht gut angesehen; Minderheitenvölker, die auf vietnamesischer Seite gekämpft haben, finden kaum positive Beachtung.

Sozialistische Republik Vietnam
Am 2. Juli 1976 werden Nord- und Südvietnam unter dem Namen Sozialistische Republik Vietnam wiedervereint. Saigon, die ehemalige Hauptstadt Südvietnams, wird in Ho-Chi-Minh-Stadt umbenannt.

Das im Gefolge des Vietnamkrieges entstandene Terrorregime der Roten Khmer in Kambodscha und vor allem das Ausbreiten von kriegerischen Auseinandersetzungen auf vietnamesisches Gebiet veranlassen Vietnam, in Kambodscha einzumarschieren. Am 8. Januar 1979 erobern vietnamesische Truppen die kambodschanische Hauptstadt Phnom Penh. Angesichts der moskautreuen

Politik der Vietnamesen und der Tatsache, dass die Volksrepublik China, die Regierung der Roten Khmer unterstützt hatte, provoziert China daraufhin entlang der Grenze zu Vietnam bewaffnete Auseinandersetzungen, die als Erziehungskrieg bekannt wurden. Während der vier Wochen lang andauernden Kämpfe erlitten beide Seiten hohe Verluste. China zog sich schließlich wieder zurück und gab an, seine Ziele erreicht zu haben. Der Konflikt endete ohne klaren Sieger. Erst 1989 zieht Vietnam sich aus Kambodscha zurück.

1986 führte die KP Vietnams wirtschaftliche Reformen durch, genannt "Erneuerung". Während der neunziger Jahre gab es ein rapides Wirtschaftswachstum, und Vietnam wurde wieder in die internationale Staatengemeinschaft aufgenommen.

Diplomatische Beziehungen zur USA wurden 1995 wiederaufgenommen, ein Jahr darauf hoben diese das Handelsembargo gegen Vietnam auf.

Politik
Die erste Verfassung Vietnams wurde im November 1946 verabschiedet. Sie legte die Unteilbarkeit des Landes sowie die Gleichheit aller Bürger des Landes fest. Die heutige vietnamesische Verfassung gilt in ihrer Version vom 15. April 1992. Sie legt fest, dass die Nationalversammlung als Parlament das oberste repräsentative Organ ist, welches alle fünf Jahre in geheimen Wahlen bestimmt wird. Die 450 Mitglieder der kommunistischen Partei wählen einen Vorsitzenden und ein Komitee. Mindestens zweimal jährlich muss die Nationalversammlung eine Vollversammlung abhalten.

Der Staatspräsident, der Premierminister, der Vorsitzende des Obersten Volksgerichtes und der Vorsitzende der Obersten Kontrollbehörde werden von der KP gewählt. In der Verfassung werden die Kompetenzen von Staatspräsident und Premierminister bestimmt.

Artikel 4 der Verfassung legt die führende Rolle der Kommunistischen Partei Vietnams fest und verbietet somit alle Oppositionsparteien. Über die Politik und die Zukunft des Landes wird daher von der KP Führung entschieden. Die Verfassung Vietnams räumt zwar allen Bürgern Grundrechte wie Redefreiheit, Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit, Glaubensfreiheit usw. ein. Es ist den Bürgern jedoch nicht möglich, diese Grundrechte ins Anspruch zu nehmen aufgrund der staatlichen Zensur und Kontrolle durch die kommunistische Partei.

Administrative Gliederung
Vietnam ist in sechzig Provinzen und fünf Städte unterteilt. Jede dieser administrativen Einheiten hat ein Parlament und eine Regierung, die jedoch der Zentralregierung untergeordnet sind.

Außenpolitik
Während des Vietnamkrieges und danach war Vietnam in Südostasien weitgehend isoliert. Die USA hatten ein Wirtschaftsembargo verhängt und drängten auch andere Staaten, Vietnam zu boykottieren. Speziell nach dem Einmarsch in Kambodscha waren auch die Beziehungen zur Volksrepublik China so gespannt, dass an der vietnamesisch-chinesischen Grenze ein Krieg ausbrach. Vietnam integrierte sich deshalb sehr stark in den RGW. Aus der Isolierung kam das Land erst nach dem Rückzug aus Kambodscha heraus.

In den 1990er Jahren entspannten sich die Beziehungen zu allen Nachbarstaaten. Im Jahre 1991 nahm das Land wieder diplomatische Beziehungen zu China auf. Die USA hoben ihr Embargo gegen Vietnam auf und so wurde der Beitritt zur Weltbank, dem internationalen Währungsfonds und zur Asiatischen Entwicklungsbank möglich. Im Juli 1995 trat Vietnam der ASEAN bei, 1998 dem APEC. Vietnam ist jedoch noch nicht Mitglied der WTO, hat aber einen Beobachterstatus und einen Mitgliedsantrag gestellt. Grenzstreitigkeiten gibt es mit einer Reihe von Staaten um die Spratly-Inseln im Südchinesischen Meer. Sie liegen in einem Gebiet, in dem Erdöl vermutet wird.

Rechtssystem und Polizei
Die Einführung von marktwirtschaftlichen Reformen hat bald gezeigt, dass Vietnam Rechtssicherheit und entsprechende Gesetze braucht, um mehr Investitionen aus dem Ausland anzuziehen. Seitdem wurden viele Gesetze nach europäischem oder nordamerikanischem Vorbild erlassen. Die Justizbürokratie bleibt jedoch schwach aufgrund der uneingeschränkten Macht der KP, obwohl mit einer Reihe von ausländischen Organisationen zusammengearbeitet wird, um mehr Richter besser auszubilden.

In der vietnamesischen Polizei ist aufgrund geringer Bezahlung die Korruption ein großes Problem. Insbesondere Ho-Chi-Minh-Stadt ist bekannt dafür, dass Taxifahrer, die Ausländer befördern, wegen eines erfundenen Deliktes angehalten werden und bestraft werden, wobei vom Ausländer erwartet wird, dass er die Strafe übernimmt.

Auf Drogenschmuggel steht in Vietnam, wie in mehreren anderen asiatischen Staaten auch, die Todesstrafe, womit verhindert werden soll, dass im Zuge von Doi Moi, verringerter Kontrolle des Individuums durch den Staat und fortschreitender Verwestlichung die sogenannten sozialen Übel um sich greifen.

Militär
Die Vietnamesische Volksarmee hat eine Stärke von etwa einer Million Mann. Es existiert eine allgemeine Wehrpflicht für alle Männer ab der Vollendung des 17. Lebensjahres. Trotz der großen Heeresstärke wird die Schlagkraft des vietnamesischen Militärs als niedrig eingeschätzt, da es mit weitgehend veralteter Technik ausgestattet ist. In der jüngeren Vergangenheit war die Volksarmee trotzdem in der Lage, in Kambodscha die Roten Khmer zu stürzen und die Strafexpedition Chinas zurückzuschlagen.

Der Anteil der Ausgaben für die Verteidigung am Staatshaushalt beläuft sich auf etwa 0,5 % bzw. eine Milliarde Dollar. Die modernste Teilstreitkraft Vietnams ist die Luftwaffe. Ihre Hauptstärke besteht aus MiG-21 und Su-22-Kampfflugzeugen. 1994 erhielt Vietnam außerdem sechs Su-27 von Russland. Inzwischen wurden 14 Maschinen der Su-27(UB) angeschafft. Weitere 24 Maschinen wurden bestellt.

2005 hat der russische Konzern Almas-Antej eine erste Partie von Fla-Systemen des Typs S-300PMU1 an Vietnam geliefert. Es sollen bis zu zwei Divisionen damit ausgerüstet werden. Des Weiteren laufen Verhandlungen über den Kauf von vier Korvetten der Gepard/Tartastan-Klasse.

Kultur
Die vietnamesische Kultur hat ihre Anfänge in der Dong-Son-Kultur vor etwa 3.000 Jahren. Sie war anderen südostasiatischen Kulturen sehr ähnlich. Die heutige Kultur Vietnams ist eine Mischung aus folgenden drei Elementen: originale lokale Kulturen der Vietnamesen und anderen Völker des Landes chinesische Elemente. Sie kamen durch Sinisierung ins Land, als Vietnam unter chinesischer Herrschaft oder ein formell unabhängiger chinesischer Vasallenstaat war. Diese Elemente wurden zeitweise bewusst zurückgedrängte westliche Elemente, die seit der französischen Kolonialzeit die heutige vietnamesische Kultur mitgeformt haben

Sprache und Schrift
Die vietnamesische Sprache wird von fast allen Bewohnern des Landes gesprochen. Sie gehört aller Wahrscheinlichkeit nach zur Mon-Khmer-Sprachfamilie. Während der chinesischen Herrschaft und auch unter vietnamesischen Feudalherrschern war chinesisch die offizielle Sprache. Ab dem 13. Jahrhundert wurde das Vietnamesische auch mit Nôm-Zeichen, also chinesischer Schrift geschrieben. Aus dieser Zeit stammen auch die vielen Lehnwörter aus dem Chinesischen, die man im modernen Vietnamesisch antreffen kann.

Neben der vietnamesischen Sprache sind unter den über 50 Ethnien des Landes noch eine Reihe Mitglieder diverser Sprachfamilien zu finden. Neben dem Chinesischen sind das: Mon-Khmer- (Khmer, Mon und 19 weitere Ethien) und Austronesische Sprachen (Cham, Giarai, Ede u.a.), Thai-Kadai Sprachen (Thai), Tibeto-birmanische und Hmong-Mien Sprachen (Hmong, Dao).

Religion
In Vietnam ist eine große Anzahl von Religionen anzutreffen. Ursprünglich waren unter den vietnamesischen Völkern Animismus, Polytheismus und Ahnenkulte verbreitet. Viele der Götter, welche man damals anbetete, existieren auch noch im heutigen Volksglauben.

Die bedeutendste Religion ist der Buddhismus. Der heute vorherrschende Mahâyâna-Buddhismus kam im 2. Jahrhundert über China sowie über die südlichen Reiche Funan (heute Kambodscha) und Champa nach Vietnam und war die erste fremde Religion, die in Vietnam Fuß fasste. Neben dem Mahâyâna als bedeutendster Schule gibt es auch Anhänger des Theravâda (vor allem unter den Khmer verbreitet), des Zen-Buddhismus und des Hoa Hao, einer 1939 von Huynh Phu So gegründeten buddhistischen Tradition.

Die nach der Anhängerzahl zweitwichtigste Religion ist der Katholizismus. Er kam mit französischen, spanischen und portugiesischen Missionaren ab dem 17. Jahrhundert ins Land. Heute existieren in Vietnam etwa 6000 Kirchen, und etwa 7 % der Bevölkerung bekennen sich zum katholischen Glauben. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts gibt es auch kleine Gruppen von Protestanten.

Rund zwei Millionen Vietnamesen sind Anhänger des Cao Dai ("Großer Palast"), einer in den 1920er Jahren entstandenen synkretistischen Religion, die auf spiritistische Offenbarungen des Gründers Ngo Van Chieu zurückgeht.

Muslime sind vor allem in den Bergregionen Zentralvietnams, unter den Nachfahren der Cham zu finden.

Nach wie vor finden auch die jahrhundertelangen engen Verbindungen mit China ihren Niederschlag in der Glaubenswelt Vietnams; sowohl Taoismus wie auch Konfuzianismus hinterließen ihre Spuren. Alle diese Religionen haben in Vietnam eine gewisse Adaptierung an das Land erfahren, so dass sie in ihren Ausprägungen oft nicht mit denen in den Nachbarländern Vietnams ident sind.

Die Anzahl der Menschen, die einer speziellen Religion zugehören, lässt sich sehr schwer in Zahlen fassen. Erstens ist Vietnam ein offiziell atheistischer Staat, und die vietnamesische Regierung ist bis in die 1980er Jahre gegen Religionen auch offensiv vorgegangen, was mittlerweile nicht mehr der Fall ist. Des weiteren ist es in Asien nichts Ungewöhnliches, sich zu mehr als einer Religion zu bekennen. So findet sich in fast jedem Haushalt ein kleiner Schrein zu Ehren der eigenen Vorfahren. Die Mehrheit der Bevölkerung praktiziert eine Mischung aus Buddhismus, Daoismus, Animismus und Ahnenkult.

Wirtschaft
Nach der Wiedervereinigung Vietnams stand die Wirtschaft des Landes vor dem Problem, in zwei Hälften geteilt zu sein, die nach komplett verschiedenen Mustern organisiert waren: Im Norden die kommunistische, planwirtschaftlich organisierte Hälfte, deren Landwirtschaft in Kooperativen betrieben wurde und wo das Land zudem durch die Amerikaner total zerbombt war. Der Süden hingegen war markwirtschaftlich organisiert, hatte aber während der vergangenen zwei Jahrzehnte eine Wirtschaft entwickelt, die vollständig vom Zustrom amerikanischen Geldes abhing, das bedingt durch die Militärpräsenz zufloß.

Der Süden wurde - wenig überraschend - nach sowjetischem Vorbild restrukturiert, die Landwirtschaft kollektiviert und die Betriebe wurden verstaatlicht. Im Jahr 1978 trat Vietnam dem Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe bei, während die USA ein Wirtschaftsembargo über Vietnam verhängten, das nicht nur Amerikanern verbot, mit Vietnam zu handeln, sondern auch den IWF, die Weltbank und ähnliche Organisationen daran hinderte, Vietnam Aufbaukredite zu geben. Das Resultat aus der Unproduktivität der Staatsbetriebe und der kollektivierten Landwirtschaft, den Handelshindernissen und den massiven Umweltschäden aus dem Vietnamkrieg war schreckliche Armut. Repressionen der kommunistischen Führung gegen die früheren Feinde, Armut und Enteignungen der Privatwirtschaft im Süden veranlassten mehr als eine halbe Million Vietnamesen dazu, als Boat people unter Lebensgefahr das Land zu verlassen. Die Anzahl Überlebender wird auf nur 20% bis 40% geschätzt. In den späten 70er Jahren experimentierte Vietnam mit Mischformen aus Plan- und Marktwirtschaft, die jedoch zu keinem Erfolg führten. In den frühen 80er Jahren kam es deshalb zu mehreren Hungersnöten und zu Hyperinflation. Das einzige, was Vietnam halbwegs am Leben hielt, war Wirtschaftshilfe der RGW-Staaten, die sich auf geschätzte drei Milliarden Dollar jährlich belief. sie ist der wirtschaftliche Wachstumsmotor Vietnams seit Doi MoiIm Jahr 1986 starb Le Duan und machte Platz für eine reformorientierte, jüngere Generation. Unter Nguyen Van Linh wurde Doi moi (Wirtschaftserneuerung) eingeführt, was bedeutete, dass die zentrale Planung aufgegeben, die Kollektivierung schrittweise abgeschafft und marktwirtschaftliche Reformen eingeführt wurden. Ausländischen Firmen wurde erlaubt, in Vietnam zu investieren. Als Vietnam am Beginn der 1990er Jahre aus der internationalen Isolation fand, in die es durch die Intervention in Kambodscha gekommen war, und die Amerikaner 1993 ihr Wirtschaftsembargo aufhoben, flossen so viele ausländische Investitionen und Finanzhilfe in das Land, dass das Wirtschaftswachstum zeitweise 10% pro Jahr überstieg. Viele Ausländische Firmen wie z.b. Motorola oder Triumph siedelten sich in Vietnam an. Vietnam ist ein Glasfaser-Produzent und fabriziert noch andere elektronische Geräte.

Ein beträchtlicher Teil der Wirtschaftsleistung wird durch finanzielle Unterstützung, Waren und Investitionen von Auslandsvietnamesen (vor allem aus den USA) erbracht; für das Jahr 2000 wurde dieser Betrag auf eine Milliarde US$ geschätzt.

Nach wie vor gehört Vietnam zu den ärmsten Ländern Asiens, wenngleich eine deutliche Verbesserung durchzugreifen beginnt. Die Einkommensunterschiede zwischen städtischen und ländlichen Gebieten sind nach wie vor groß, so dass Durchschnittszahlen wenig aussagekräftig sind.

Das um die Kaufkraftparität bereinigte BIP pro Person lag 1999 noch bei 410 US$ (Stadt 640,Land 180), 2003 schon bei etwa 2 200 Euro, was ca. 6 Euro/Tag entspricht. Immer noch etwa 17 % der Bevölkerung verdienen weniger als einen US$ pro Tag.

Im Mai 2006 wurde bekannt, dass Vietnam und die USA im Juni 2006 ein bilaterales Handelsabkommen abschließen wollen. Auch strebt Vietnam den Beitritt zur Welthandelsorganisation WTO an. Im November 2006 findet in Hanoi zudem das Gipfeltreffen der APEC-Staaten statt, an dem auch US-Präsident George W. Bush teilnehmen wird.

Struktur
Vor der Einführung von Doi Moi waren private Unternehmen, abhängig vom Wirtschaftssektor, entweder verboten oder vernachlässigbar. Im Jahr 2002 betrug der Anteil des privaten Sektors am BIP etwa 40%, wobei der Anteil in der Landwirtschaft besonders hoch ist und der Anteil an der Industrieproduktion etwa ein Drittel ausmacht.

Die Asienkrise 1998 hat auch Vietnam stark getroffen und das Wirtschaftswachstum (2001: etwa 5%) sowie das Interesse ausländischer Investoren haben seitdem merklich nachgelassen. Die Regierung muss nun eine Reihe von Reformen umsetzen, um der Wirtschaft weiterhin ein starkes Wachstum zu ermöglichen. Dies beinhaltet vor allem eine Reform des Rechtssystems, denn rechtliche Unsicherheit schreckt viele potentielle Investoren ab. Ebenso ist die Frage von Eigentum an Grund und Boden nicht restlos geklärt und die Unmöglichkeit, landwirtschaftliche Flächen in Industrieflächen umzuwidmen, hat dazu geführt, dass die Preise für Industrieland jene in Japan zeitweise überstiegen.

Die staatlichen Unternehmen stellen für die vietnamesische Wirtschaft ein Problem dar: sie sind meist unrentabel, international nicht konkurrenzfähig und haben eine hohe Menge an Krediten, die sie wahrscheinlich nicht zurückzahlen werden können und damit das ganze Bankensystem bedrohen. Eine Anzahl von Staatsbetrieben wurde bereits mit anderen Staatsbetrieben fusioniert, andere geschlossen. Der Prozess läuft aber wegen der sozialen Auswirkungen (Arbeitslosigkeit) recht schleppend.

Die Wirtschaft ist durch einen starken Unterschied zwischen dem Norden und dem Süden geprägt, wobei die Wirtschaft im Süden bedeutend dynamischer ist als im Norden. Dies wird meist damit begründet, dass die strategische Lage des Südens besser ist und dass dort Doi moi - aufgrund der kürzer zurückliegenden Erfahrung mit den Marktmechanismen - schneller gegriffen hat als im Norden.

Die Auslandsverschuldung ist mit etwa 40% des BIP (2001) relativ niedrig. Dies liegt vor allem daran, dass Vietnam bis 1993 fast keine Kredite aus dem westlichen Ausland bekommen konnte.

Die Inflation, die in den 1980er Jahren ein großes Problem darstellte, ist mittlerweile unter Kontrolle. Als Erinnerung an die Inflation bleiben astronomisch wirkende Preise mit vielen Nullen. Es gibt nur Scheine von 500–500.000 Dong Nennbetrag. 2006 war ein Euro etwa 20.000 Dong wert, so dass es normal ist, dass man es bei großen Beträgen mit Bündeln, in Geschäften und Banken bei der Abrechnung auch mit Säcken von Papiergeld zu tun hat.

Außenhandel
Das Außenhandelsvolumen hat sich in den letzten acht Jahren etwa vervierfacht. Im Jahre 2001 betrugen die gesamten Importe etwa 14 Milliarden Dollar und die Exporte etwa 15 Milliarden Dollar. Trotz des nach wie vor kommunistischen Regierungssystems hat die vietnamesische Volkswirtschaft einen Offenheitsgrad erreicht, der etwa dem Thailands entspricht. Vietnam ist ein Ölexporteur, etwa 20% seiner Exporte sind Rohöl. Zu den zweitwichtigsten Exportprodukten zählen Güter der Leichtindustrie, wie etwa Textilien oder Schuhe. Unter den landwirtschaftlichen Produkten sind Reis und Kaffee die wichtigsten; nachdem es vor Doi moi Hungersnöte gegeben hatte, ist Vietnam heute der weltweit zweitgrößte Reisexporteur. Die Handelspartner sind traditionell die asiatischen Staaten, wobei Japan und Singapur die wichtigsten Zielländer der Exporte darstellen. Vietnam gewinnt aber auch in den Überseemärkten (Europa, USA) Anteile und macht hier zunehmend anderen asiatischen Ländern Konkurrenz. Das jährliche Exportwachstum ist nach wie vor zweistellig, obwohl es schon auf die Hälfte der Werte aus den 1990er Jahren zurückgegangen ist.

Die Importe wachsen etwa gleich schnell wie die Exporte. Importiert werden vor allem Treibstoffe, Maschinen, Fahrzeuge und Rohstoffe für die Leichtindustrie. Jene Märkte, in denen unrentable Staatsbetriebe dominieren, werden durch hohe Zölle geschützt. Hauptlieferanten sind Japan, Taiwan, Korea und die USA.

Tourismus
In Europa wird Vietnam eher mit Vietnamkrieg, Kommunismus und Armut assoziiert und zählt deshalb nicht zu den klassischen Urlaubsländern. Bis vor wenigen Jahren wurde Vietnam deshalb fast ausschließlich von Leuten besucht, die sich für die Kultur interessieren, Abenteuer erleben wollten oder mit dem Land nach dem Vietnamkrieg in der einen oder anderen Art emotional verbunden waren.

Seit etwa 1999 erlebt Vietnam jedoch einen Boom im Tourismus. Neben Studienreisenden kommen auch immer mehr Rucksack-, Pauschal- und Badetouristen, letztere vor allem aus anderen asiatischen Ländern. Dies beruht z.T. auf einem "Ausweich-Effekt", der mit der anhaltenden Gewalt und den Terroranschlägen auf den Philippinen und in Indonesien begründet ist, wohingegen Vietnam das Image eines friedlichen Landes mit niedriger Kriminalität hat.

Mittlerweile fahren auch Kreuzfahrtschiffe einige vietnamesische Häfen an bzw. ankern vor der Küste und bieten Tagesausflüge nach Saigon, Nha Trang, Da Nang oder Hue an.

In den letzten Jahren wurden in einigen Fischerdörfern eilig einige internationale Hotels und Resorts hochgezogen, Restaurants für Ausländer wurden eröffnet und der Aufbau einer touristischen Infrastruktur in Angriff genommen. Mehrere hunderttausend Menschen sind bereits im Tourismus beschäftigt.

Staatsausgaben
Zwischen 1992 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für

das Gesundheitswesen bei 4%

das Bildungswesen bei 14%

das Militär bei % (keine Angaben)

Erreichbarkeit
Die zwei größten Städte des Landes, Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt haben einen internationalen Flughafen, der von wenigen europäischen, aber den meisten asiatischen Großstädten direkt angeflogen wird. Daneben gibt es Eisenbahnverbindungen von und nach China und Straßenverbindungen in alle Nachbarländer. Die Grenzübergänge sind meist nur am Tag geöffnet. Ausländer können, sofern sie alle notwendigen Papiere haben, jeden beliebigen Grenzübergang zur Einreise benutzen.

Quelle: www.wikipedia.de