So läuft die Musterung in Ubon

Am 10. April sind wir mal wieder unterwegs in den Isaan. Der Grund ist diesmal die Musterung von unserem Sohn Ton, welche am 11. April, einen Tag vor Songkran, stattfinden soll. Der Reiseverkehr in den Isaan fand leider auch am 10. April statt. Das war dann auch schon heftig, so Stoßstange an Stoßstange sozusagen auf Augenhöhe mit all den Thais auf der Piste. Kurz, nach dem wir auf dem Highway 1 in Richtung Saraburi fuhren, kam plötzlich hinter unserem Auto ein Polizeifahrzeug mit Blau-Rotlicht. Da hieß es nischt wie zur Seite, und vorbei raste eine Kolonne mit ca. 15 Fahrzeugen offensichtlich Regierungsfahrzeuge. So 150 bis 160 km/h hatten die drauf. Na dann, so dachte ich mir, besser geht es nicht und nix wie hinten dran gehängt. Ach war das entspanntes Autofahren, so mit 160 km/h an all den Thais vorbei.

In Korat, nach 400 km war dann Schluss, und nun ging es auf der Strasse 24 mit Gegenverkehr weiter Richtung Ubon Ratchathani. So waren wir nach acht Stunden am Ziel. Ich hatte mit mindestens 10 Stunden gerechnet. Wie immer erst zur Familie und dann aber schnell in das uns bekannte Apartment-Hotel. Am nächsten Tag war ja die Musterung von Ton. Also, am 11. April, 6 Uhr aufstehen und antreten. Zur allgemeinen Freude hat es geregnet, na ja, es hat stundenlang geschüttet.

Vor dem Amphore standen Hunderte von Familien mit ihren Söhnen im Regen und warteten geduldig auf Einlass. Als dann der Farang (Winny) auftauchte waren doch alle erstaunt: lauter fragende Gesichter, was der wohl hier zu suchen hat. Ich bin auch gleich durchmarschiert, war ja nicht auf Regen eingestellt, Frau und Sohnemann hinterher und ohne Probleme ins Trockene. Anschließend ging das lange Warten los. Ich habe mich erstmal um eine Erlaubnis bemüht, ein paar Fotos zu machen zu dürfen. Das wurde erstmal strikt abgelehnt, von der Militärpolizei. Na gut dachte ich mir, is halt nischt. Schade!

Nun muss man sich das nicht wie in Deutschland vorstellen, hier ist das total anders. So Datenschutz oder Intimsphäre kennt man hier nicht. Die ganze Prozedur lief in einer riesigen Halle ab. An den Seiten waren Stühle aufgestellt, wo einige auserwählte Familien dem Prozedere beiwohnen durften, auch wir hatten dieses Privileg erhalten.

Nun wurden die Jungs vorsortiert. Wer muss auf jeden Fall, wer hat irgendwelche Krankheiten, ist zu klein oder zu fett usw. Ton mit seinen ganzen Verletzungen wurde zu denen von einem Militärarzt noch zu Untersuchenden gesetzt. Daneben saßen die Transvestiten bzw. die noch nicht ganz Fertigen. Alle schön angemalt, und sie gaben ihr Bestes was Tuntenhaftigkeit anbelangt. So nahm die Sache ihren Lauf, bis plötzlich der Oberkommandierende erschien und sich mit all den Transen von einem Militärfotografen ablichten ließ.

Das ist deine Chance, Winny, dachte ich bei mir, und nix wie hin, habe gesagt, ich berichte aus Thailand für das Südostasien-Magazin FARANG aus Berlin, Deutschland. Mein Sohn sei auch unter den Anwärtern, ob ich nicht auch ein Foto machen dürfte, so wie der Militärfotograf..., und zu meinem Erstaunen kam ein OK Farang, kannst ein paar Fotos machen. So habe ich gleich losgelegt. Leider waren meine Akkus bald leer, und viele Bilder sind auch in schlechter Qualität.

Nun gibt es doch ein paar witzige, in Deutschland undenkbare Episoden zu berichten. Da waren zwei sehr fette Thai und auch ein Thai (Liliputaner, 80 cm), die wurden später freigestellt, doch zunächst dienten sie dem Militär der allgemeinen Belustigung. So mussten die beiden Dicken Händchen haltend im Dauerlauf zwei Ehrenrunden um die dort sitzenden absolvieren (allgemeines Gelächter). Später war dann Mittagessen angesagt, nur für die diensthabenden oberen Militärs. Jetzt mussten alle zu Musternde den Essenden den Rücken zeigen. Plötzlich unterbrach der Oberbefehlshaber seine Mahlzeit, kam gemütlich daher geschlendert und fragte ob sie denn Hunger hätten: Die Antwort im Chor "YES SIR!" Nun gab es ein paar Befehle, und es wurden zwei Stühle vor die auf dem Boden sitzenden Hungernden gestellt. Darauf mussten sich die beiden Dicken (vom Aussehen her Sumo-Ringer) setzen und sie bekamen den Befehl eine ordentliche Portion Reis, stellvertretend für die dort Sitzenden, zu verdrücken. Da hat zunächst keiner mehr gelacht. Ein dritter Stuhl wurde dazu gestellt, wo einer der beiden Dicken noch sein Bein drauflegen konnte, um entspannt essen zu können.

Ein weiterer Befehl kam und der Liliputaner musste sich zwischen die beiden Dicken platzieren, bekam einen Teller mit einem Riesen Berg voll Reis und musste sich von den Dicken füttern lassen, da hat die ganze Truppe gebrüllt vor Lachen. Nun hat sich der Oberbefehlshaber wieder seinem Essen gewidmet. Nach dem er fürstlich gespeist hatte setzte er sich auf seinen Sessel in der Kommission. Die Transvestiten wurden nun nach vorn zum Oberbefehlshaber gerufen. Umgeben von den Transen, drehte er kurzerhand den Sessel, alle sahen seinen Rücken. Als interessierte ihn nun alles nicht mehr, begann er angeregt mit den Transsexuellen zu plaudern, ließ sich sogar massieren, eine rechts, eine links. Es wurden Telefonnummern ausgetauscht und viel gelacht. Das Ganze ging so 30 Minuten und dann entschloss er sich weiterzumachen. Mittlerweile war es auch schon 14 Uhr, und ich wollte auch noch zurück nach Pattaya und Ton saß da immer noch und wartete auf eine Entscheidung. Ich bin dann erstmal losmarschiert, um mit einem Militärarzt zu sprechen. Es fehlten uns diverse Unterlagen, um die Verletzungen von Ton komplett zu dokumentieren. Nach vielem hin und her, in Thai und Englisch und weil ein Deutscher nicht lügt, so seine Überzeugung, musste meine Frau an dem Gespräch teilnehmen, bekamen wir dann folgende Antwort: "Ein Jahr Aufschub, um alle Unterlagen beizubringen und dann wird erneut entschieden". Anschließend dauerte es noch über eine Stunde bis auch der Oberbefehlshaber sein Einverständnis gab und so haben wir dann hungrig aber zufrieden für den Moment diesen Ort verlassen.

Schnell noch an eine Garküche und dann zu Muttern, denn die wollte noch unbedingt zu Verwandten 100 km weiter um das Songkran-Fest zu begehen. Das konnte ich der alten Dame (83) ja nun wirklich nicht abschlagen. So sind wir los in den tiefen Isaan um ihr die Freude zu machen. Dabei erfuhr ich, dass sie ihre Verwandten schon drei Jahre nicht mehr gesehen hatte, dementsprechend happy war sie dann auch. Dort eingetroffen, war es dann auch die volle Überraschung auch für die dort völlig überraschte Verwandtschaft. Ich habe so nebenbei gleich noch ein weiteren Teil meiner Verwandtschaft kennen gelernt und ein paar Fotos geschossen vom wirklichen Leben im Isaan, bei 40 Grad im Schatten, ohne Klimaanlage, kein Supermarkt weit und breit und harte Arbeit. Das ist auch einen Bericht wert, weil manch einer von uns Farangs davon so begeistert ist, von den lieben lächelnden Thais und ihrer Genügsamkeit. Die Gastfreundlichkeit ist eine ganz andere Sache!

Die Dämmerung brach herein und es waren noch 100 km mehr bis Pattaya. Alle wollten, dass wir bleiben (nur eine Nacht), aber da habe ich meinen Kopf durchgesetzt (zum Glück, wie sich später herausstellen sollte) und gegen 19 Uhr sind wir dann los. Was zu diesem Zeitpunkt in Pattaya abging (Abbruch des Asien-Gipfels) ist uns erst in Pattaya zu Ohren gekommen. Die Rückfahrt ging auch recht flott, alle waren ja Richtung Isaan unterwegs. Eine 850 km lange Lichterkette auf der Gegenseite, ab Korat bis Bangkok Stau (400 km), das kannte ich auch noch nicht, dazu noch erneuter sintflutartiger Regen. Am nächsten Morgen so drei Uhr hatte uns Pattaya wieder. Am nächsten Tag wurde in ganz Thailand der Notstand ausgerufen. Alle Städte in Thailand waren von Militär und Polizei abgeriegelt, alle Straßen gesperrt, wegen der Unruhen. Dieser Zustand dauerte zwar nur 24 Stunden (zum Glück), und wir alle waren froh zu Hause zu sein, im wunderbaren verruchten Seebad Pattaya. Text und Fotos exclusiv für FARANG: W. Sibert






























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