In Süd-Thailand werden die Urwälder zerstört

Im November 2009 reiste ich mit meinem Rucksackmotor nach Süd-Thailand, um mich dort mit einheimischen Freunden zu treffen. Diese haben sich u.a. einem Naturschutz-Projekt verschrieben: Sie möchten der Abholzung der Wälder im Süden Thailands entgegentreten. Hier werden in rasantem Tempo Urwälder abgeholzt, um Palmöl- und Gummibaum-Plantagen anzulegen. Besonders problematisch ist, dass mittlerweile, nachdem die Täler gerodet sind, nun auch die z.T. sehr steilen Berghänge entwaldet werden. Dies birgt wegen der Erosion besonders große Gefahren für die Umwelt.

Um die ökologischen Zusammenhänge zu verdeutlichen, bedarf es einer kurzen Erklärung: Es handelt sich bei dem Wald in erster Linie um Primärwald, und nicht wie häufig behauptet wird, um Sekundärwald. Und es handelt sich keineswegs nur um vereinzelte Gebiete, sondern um den gesamten Großraum Süd-Thailand, angefangen vom "Isthmus von Kra" (wo Burmas Süd-Ost-Spitze Thailand berührt) bis an die malaiische Grenze. Das ist im Vogelflug eine Entfernung von mindestens 500 km. Vor allem geht es hierbei nicht nur um das Abholzen von Bäumen, sondern um die systematische und unwiderrufliche Zerstörung riesiger Flächen von Naturräumen, die eine enorme Vielfalt von tropischer Fauna und Flora beheimaten.

Diese Aktivitäten sind allesamt illegal, denn das Land gehört dem Staat. Ausserdem ist es illegal, Bäume ab einer bestimmten Größe ohne behördliche Genehmigung zu fällen. Aber der Gewinn ist groß. Abgesehen von den zukünftigen Erträgen der in Reih und Glied gepflanzten Gummibäume und Ölpalmen, winkt der effektive Landbesitz als Belohnung, denn die Gesetzgebung in Thailand erleichtert den illegalen Holzfällern ihre Arbeit noch: Es gilt nämlich ein noch aus alten Zeiten bestehendes Gewohnheitsrecht (squatting right), demzufolge eine Person sich das (landwirtschaftliche) Nutznießrecht über ein Stück Land durch Urbarmachung erwirbt.

Besonders traurig ist, dass die abgeschlagenen z.T. wertvollen Hölzer gar nicht verwendet werden, denn das wäre "illegaler Holzhandel". Somit werden sie einfach verbrannt (zusätzliche Belastung der Umwelt) oder was übrig bleibt verrottet. Wenn dann nachweislich das Land bereits seit 10 Jahren bewirtschaftet wurde (sehr einfach durch das Alter der angepflanzten Bäume zu belegen), und da besagte Waldgebiete nicht ausdrücklich als Naturschutzreservate deklariert sind, ist es sehr schwierig für die Regierung es später zu enteignen.

Erschwerend kommt hinzu, dass nach wie vor diese Art der "Urbarmachung" in Thailand als Kavaliersdelikt gilt, nach dem Motto: "Wir haben es ja schon immer so gemacht, warum sollten wir denn plötzlich damit aufhören!" Und da sich direkt oder indirekt alle daran beteiligen, die einheimischen Bauern durch das Abholzen, die Regierungsstellvertreter dadurch, dass sie "nichts sehen" (ganz abgesehen davon, dass gerade viele der lokalen Regierungsbeamten selber Plantagenbesitzer sind und kräftig an der Abholzung beteiligt sind) und die höheren Regierungsbeamten in der Forstbehörde in Bangkok. Da dieses Problem ganz ganz unten auf der Liste ihrer Prioritäten steht, stehen der Indifferenz, Korruption und somit der systematischen Zerstörung riesiger Waldgebiete Tor und Tür offen.

Die Ironie bei dem Ganzen ist noch, dass sozusagen im Herzen des Südens des Landes der traumhaft schöne, für seine Wälder berühmte Khao Sok Nationalpark liegt. Hier wird (berechtigterweise) Werbung betrieben, um Naturfreunde und Besucher die "Outdoor-Aktivitäten" lieben, anzulocken, während sozusagen um die Ecke große Waldgebiete rücksichtslos zerstört werden. Nur ein radikales Umdenken, einhergehend mit einer Gesetzesänderung und der Markierung der noch verbleibenden Wälder als Naturschutzgebiete, könnte diese Entwicklung stoppen.

Um die Entwaldung mittels Film und Foto zu dokumentieren reisten wir durch das Gebiet um den Khao Sok Nationalpark und machten Aufnahmen vom Boden und aus der Luft. Das gesammelte Material soll nun dazu dienen, Aufmerksamkeit auf das Problem zu lenken, das - wie erwähnt - bisher niemanden im fernen Bangkok oder gar darüberhinaus interessiert. Mein frühmorgendlicher Flug mit dem Motorschirm entlang eines 40 km langen Tales war fliegerisch anspruchsvoll. Obwohl ich unterhalb einer Inversion bei Windstille gestartet war, wurde ich bald vom frischen Nordostwind mit enormer Geschwindigkeit aus dem Tal "hinausgeblasen". Nach nur 30 Minuten trieb ich mit 10-15 km/h rückwärts fliegend über das Land. Ich hatte genug Bilder gesammelt und landete in stark turbulenter Luft zwischen den Palmen einer Plantage.

Nach der "harten" Arbeit kam dann die Erholung: Der deutsche Auswanderer Detlef lebt seit etwa 25 Jahren in Thailand. Am Rande des Khao Sok Nationalparks, der den Regenwald beschützt, besitzt seine südthailändische Frau - eingerahmt von den imposanten Kalkfelsen, die das Landschaftsbild Süd-Thailands prägen - ein größeres Stück Land, auf dem die beiden sich ein einfaches Domizil errichtet haben und auf dem sie zukünftig leben möchten. Von hier starteten wir mit einem lokalen Ranger eine Dschungel-Wanderung, die uns in drei Stunden an einen großen Stausee im Nationalpark führen sollte. Die Vielfalt und Schönheit der unberührten Natur waren sehr beeindruckend! Leider stellte sich heraus, dass wir unser Ziel in der grünen Undurchdringlichkeit des Waldes nicht finden konnten. Wegen des nahenden Sonnenunterganges drehten wir nach 6 Stunden um und waren nach 8,5 Stunden zurück am Ausgangspunkt. Till Middelhauve

Der prächtige Buddha residiert über den halb zerstörten Bergwald



Solche wunderbaren und uralten Urwald-Riesen sind nun in Gefahr



Mit diesem Motorschirm gleitet unser Autor über die gefährdeten Wälder in Südthailand



Arbeitselefanten ackern bei der Bewirtschaftung der neu geschaffenen Plantagen



Das sieht doch schrecklich aus. Wo vorher dichter Urwald war, jetzt ein Kahlschlag für die Mono-Kultur-Plantagen.



Wo der Wald erst abgeholzt ist - kommt rasch die Erosion.



Sorgsam wird der Irrsinn der Abholzung dokumentiert.

siehe dazu auch: www.high-above.de


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