Das Hochwasser in Thailand

Ausgabe 11-2011

Staudämme am Limit

Die Flutlage in Thailand wird (Mitte Oktober) immer prekärer. Alle großen Staudämme haben ihre Kapazitätsgrenze erreicht bzw. liegen darüber. Das Fassungsvermögen des Bhumibol Dammes ist zu 99% erreicht, der Sirikit Damm hat nun 98% seines Fassungsmögens, der Kwae Noi Damm liegt bei 100% und der Pasak Jolasid Damm sogar bei 130% seiner Kapazität. Der Bhumibol Damm lässt statt 100 Mio. m³ jetzt 93 Mio. m³ pro Tag ab, der Pasak Jolasid Damm lässt statt 1.050 Mio. m³ nunmehr 750 Mio. m³ pro Tag ab. Der Ubonrat-Damm lässt 53 Mio. m³ pro Tag ab, um ein Bersten des Dammes zu verhindern. Der Stausee ist mit 3.000 Mio. m³ gefüllt, die Aufnahmekapazität liegt jedoch nur bei 2.400 Mio. m³. Sämtliche 26 Amphoe der Provinz Khon Kaen drohen überflutet zu werden, insbesondere in den Amphoe Ban Haed, Ban Phai, Chonnabot, Manjakiri, Mueang, Nam Phong, Nong Rong und Phra Yeun ist die Situation inzwischen kritisch, Khon Kaen selbst wird von den Wassermassen des Chi und Pong bedroht. Auch die großen Talsperren in der Provinz Nakhon Ratchasima haben jetzt keine Reservekapazitäten mehr.

Inzwischen sind schon 930 Fabriken in ganz Thailand geschlossen. Die Schäden betragen jetzt schon 26 Milliarden THB. Das Psychological Department hat die Massenmedien jetzt aufgefordert, sachlicher über die Überflutungen zu berichten und den reisserischen Stil zu unterlassen (Anm. des Verfassers: BILD lässt grüßen, aber Thai Rath hat ja in Thailand das selbe Niveau wie BILD in Deutschland!), da die Menschen so in Panik versetzt werden und der ohnehin starke Stress nicht mehr abbaubar ist, so daß es vermehrt zu Todesfällen aus Stress oder Selbsttötungen angesichts der hoffnungslosen Situation kommt. Viele Thailänder hoffen jetzt allerdings auch, daß dieses Jahrhundertereignis den Zusammenhalt in der Gesellschaft fördert und die politischen Konflikte in Zukunft rationaler und friedfertiger behandelt werden. Ähnlich der Situation nach dem Tsunami des Jahres 2004, der z.B. die jahrzehntelangen Kämpfe in der indonesischen Provinz Aceh beendete!

Wegen Überlastung staatlicher Hospitäler erwägt das Gesundheitsministerium, die 324 privaten Krankenhäuser aufzufordern, Flutopfer aufzunehmen.

Es kommt zunehmend zu Zerstörungen der Flutdeiche durch unverantwortliche Elemente, die wollen, daß bisher von der Flut nicht betroffene Bewohner auch von den Überschwemmungen getroffen werden, damit diese auch das Leid der Anderen am eigenen Körper erfahren. (Anm. des Verfassers: Wahrlich eine Perversion ohne Beispiel, wenn man andere Menschen mit dem Tode "bestrafen" will oder ihnen ihr Hab und Gut rauben will, nur weil man selbst Leid erleidet. Statt den Betroffenen zu helfen, dies wäre die Pflicht eines wahrhaften Buddhisten, der die Ideale seines Glaubens auch lebt, missgönnt man anderen Menschen ihr bisheriges Glück). Die Polizei hat inzwischen Anweisung erhalten, Plünderer zu töten, die verlassene Häuser oder Wohnungen ausrauben! In Bangkok werden jetzt noch mehr Pumpen installiert, die versuchen, das Wasser über den Maha Sawat Canal, den Phasee Charoen Canal, den Mahachai Canal, den Sahakorn Canal und den Dao Khanong Canal in den Tha Chin abzupumpen.

Sämtliche Ministerien müssen im laufenden Haushaltsjahr 10% ihres Budgets an die Flutopfer als Wiederaufbauhilfe abtreten, auch die Baukosten für das neue Parlament müssen um 10% gesenkt werden. Mit Stand vom 18.10. ist die Anzahl der Todesopfer auf 373 angestiegen. 9.670.726 Rai landwirtschaftlicher Nutzfläche sind überschwemmt. Auf der Ostseite des Chao Phraya werden im Großraum Bangkok nunmehr die Kanäle Bang Chalong, Chorakhe Yai, Phra Ong Chao Chaiyanuchit, Prawet Burirom und Nakhon Nuengkhet ausgebaggert und von Unrat befreit, um sie für die Fluten aufnahmefähig zu machen.

In der Provinz Chiang Mai haben die Fluten einen Schaden von 8 Milliarden THB angerichtet, Schäden waren in 16 Amphoe, 77 Tambon, 498 Muban zu verzeichnen, 84.404 Haushalte mit 138.090 Personen waren von den Überschwemmungen betroffen.

Inzwischen kommt es auch zu Akten der Selbstzerstörung, weil Sandsäcke, die zum Schutz vor den Fluten aufgeschichtet wurden, mutwillig von Banditen zerstört werden. Es werden jetzt auch zunehmend Sandsäcke von unverantwortlichen Elementen gestohlen und verkauft, da ein Sandsack normalerweise 30 THB kostet und nun von Dieben für 100 THB an Betroffene verkauft wird.

Der Eisenbahnverkehr der SRT wurde eingeschränkt, die Nordstrecke kann jetzt nur noch bis Khlong Phutsa befahren werden. Ein Verkehr auf der Nordoststrecke ist ebenfalls nicht mehr möglich, denn die bisher benutzte Güterzugstrecke von Khlong Sip Kao Junction nach Kaeng Khoi Junction kann im Bereich von Khlong Sip Kao Junction bis Ongkharak wegen Schäden ebenfalls nicht mehr benutzt werden, so daß der Isaan von Bangkok aus nicht mehr anfahrbar ist. Ein eingeschränkter Notverkehr wird von der SRT von Map Phra Chan (südlich von Ban Phachi Junction) bis Lop Buri und nach Kaeng Khoi Junction angeboten.

Bangkok in Angst

In der Provinz Nakhon Ratchasima wird der Lam Ta Khong-Stausee im Tambon Khlong Phai, Amphoe Sikiaw jetzt auf die Aufnahme einer Kapazität von 360 Mio. m³ Wasser vorbereitet. Die normale Kapazität liegt bei 314.49 Mio. m³, jedoch ist er bereits mit 328.35 Mio. m³ gefüllt, so daß täglich 1.1 Mio. m³ abgelassen werden müssen. Der Khao Yai Thieng-Stausee beinhaltet jetzt 8.94 Mio. m³ Wasser. Der Lam Phraploeng-Stausee im Tambon Takhop, Amphoe Pakthongchai in der Provinz Nakhon Ratchasima ist mit 115.99 Mio. m³ gefüllt, die Kapazität liegt jedoch bei nur 109.63 Mio. m³, so daß der Stausee täglich 1.14 Mio. m³ Wasser ablassen muss. Der Lam Moon Bon Sam-Stausee in der selben Provinz im Tambon Krok Krachai, Amphoe Kornburi liegt mit einer Füllung von 156.27 Mio. m³ über der Kapazität von 141 Mio. m³, er muss täglich 0.48 Mio. m³ ablassen. Ebenfalls im selben Amphoe liegt der Lam Sae-Stausee mit einer Kapazität von 275 Mio. m³ und einer Füllung von 280.72 Mio. m³, hier beträgt die Notablassmenge 0.7 Mio. m³. Von den weiteren 18 Stauseen in der Provinz sind 11 über ihre Kapazitäten voll. Hier beträgt die normale Kapazität 162.76 Mio. m³, die Füllung beträgt bereits 168.94 Mio. m³.

Im Golf von Thailand hat an der Mündung des Chao Phraya ein massives Fischsterben eingesetzt, da die Flüsse Bang Pakong, Chao Phraya und Tha Chin Mengen an verunreinigten und mit Chemieprodukten (Pestizide aus der Landwirtschaft von den überfluteten Feldern) verseuchtes Wasser führen.

Im Ban Wah Industrial Estate ist es zu einer schweren Explosion gekommen, bei der mehrere Personen verletzt wurden. Vermutlich hat das eingedrungene Wasser mit Chemikalien reagiert, die dort gelagert sind und die, in Verbindung mit Wasser, ein explosives, feuergefährliches Gemisch bilden.

Wenn die Fluten jetzt Bangkok wirklich erreichen sollten, werden die Schäden nach Schätzungen allein im Großraum Bangkok 1 Trillion THB betragen.

In Bangkok sind folgende Gefahren vorhanden:

1) Jetzt beträgt die Wassermasse 3200-3500 m³ pro Sekunde im Chao Phraya, die kritische Marke liegt bei 4.000 m³.

2) Ansteigen des Flutpegels im Golf von Siam.

3) Flutwälle sind nur max. 2.50 m hoch.

Im Amphoe Hod in der Provinz Chiang Mai ist ein Highway durch den ansteigenden Ping-Fluss überflutet. Die Amphoe der Provinz Lamphun sind durch die Wassermassen des Kuang überflutet, auch in Lampang selbst ist das Wasser durch den ansteigenden Pegelstand des Wang eingedrungen. Die Brücke über den Huay Mae Tan zwischen den Distrikten Sob Prab und Thoen in der Provinz Lampang droht zu kollabieren. Premierministerin Yingluck Shinawatra hat die Gouverneure von Bangkok, Nonthaburi, Pathum Thani und Samut Prakan vor erheblich ansteigenden Wassermassen des Chao Phraya gewarnt.

In Ayutthaya

steht der weltberühmte Wat Chaiwatthanaram vollständig unter Wasser. Wenn es nicht gelingt, das Wasser innerhalb von 3 Tagen abzupumpen, droht das UNESCO-Weltkulturerbe einzustürzen. Im Amphoe Inburi in der Provinz Singburi droht die Brücke über den Chiang Rak Canal einzustürzen. Inzwischen kommt es wegen des Hochwassers auch zu ersten ernsthaften Streitigkeiten innerhalb der gegenwärtigen Regierungskoalition. Da sich Banharn Silpa-archa von der Chart Thai weigert, das Hochwasser über den Tha Chin-Fluss in die Provinz Suphan Buri abzuleiten, haben nunmehr aufgebrachte Vertreter der Puea Thai Partei aus Ban Mi, Lopburi, Nakhon Sawan und Tha Wung die Ministerpräsidentin aufgefordert, sofort im Rahmen ihrer Richtlinienkompetenz anzuordnen, daß die bisher von den Überflutungen verschonte Provinz Suphan Buri ebenfalls Hochwasser aufnehmen muss.

Der Bhumibol-Damm muss weiteres Wasser ablassen, so daß jetzt der Ping-Fluss zwischen Tak und Nakhon Sawan ebenfalls stark ansteigen wird.

Aus dem Wat Khong in der Provinz Uthai Thani sind dort gefangen gehaltene Krokodile durch die Überflutungen in die Freiheit entkommen und müssen jetzt wieder mühsam eingefangen werden. Durch die steigenden Fluten des Chao Phraya ist inzwischen das Amphoe Sam Khok in der Provinz Pathum Thani überflutet, hier ist das 2 m hohe Fluttor am Wat Sakae gebrochen. Die Strasse zwischen Phran Katai und Sukhothai ist überflutet, kann nicht befahren werden.

Bereits jetzt betragen die Schäden im touristischen Bereich 500 Mio. THB. In der Provinz Buriram sind bereits 2 Wasserreservoire von 22 total gefüllt und müssen nun ebenfalls Wasser ablassen. Gleichfalls einen Notablass von Wasser muss das Khun Dan Reservoir in der Provinz Phitsanulok machen, um ein Brechen des Staudammes zu verhindern. Der Bhumibol Damm muss jetzt schon 100 Millionen m³ pro Tag anstelle der vormaligen 56 Millionen m³ pro Tag ablassen, um das Brechen des Dammes zu verhindern. Sämtliche Staudämme in Thailand haben inzwischen 92% ihrer max. Aufnahmekapazität erreicht. Der Gouverneur der Provinz Nakhon Ratchasima hat die Bewohner entlang des Moon Flusses in den Amphoe Chaloem Prakiat, Chok Chai, Chum Phuang, Muang Yang und Phaimai aufgefordert, sich auf schweres Hochwasser vorzubereiten.

Das Innenministerium hatte am 05.10. den Notstand ausgerufen. 14 Amphoe der Provinz Phra Nakhon Si Ayutthaya sind überschwemmt, 4 Amphoe können wegen der Fluten des Lopburi Flusses überhaupt nicht mehr über Land erreicht werden. Schwere Schäden wurden im Saharat Nakhon Industrial Estate im Tambon Bang Phrak Koo, Amphoe Nakhon Luang angerichtet, da die dortige Schutzmauer gebrochen ist. Betroffen sind u.a. Honda, Eccho Schuhe und Panasonic, 46 Fabriken innerhalb des Estate mussten ihre Produktion einstellen, weitere 49 Fabriken in der Provinz mussten ebenfalls ihre Tore schliessen. Die Schäden betragen bereits jetzt 100 Milliarden THB. Der Eisenbahnverkehr auf der Nord- bzw. Nordostlinie der SRT droht, wegen der steigenden Fluten, nunmehr auch zwischen Rangsit und Chiang Rak Noi eingestellt zu werden. Die Schäden an den archäologischen Stätten in Ayutthaya betragen inzwischen bereits 1 Milliarde THB.

Eisenbahnverkehr

Sämtliche Züge auf der Nordstrecke mussten jetzt bis Ayutthaya zurückgezogen werden, da die Strecke nördlich der Stadt überschwemmt ist. Es verkehren jetzt neben den Commuter-Zügen nur noch vier Zugpaare, nämlich ORD 201/ 202 (sonst bis Phitsanulok), ORD 207/ 208 (normalerweise bis Nakhon Sawan), ORD 209/210 (eigentlich bis Ban Takhli) und RAP 111/112 (normaler Endpunkt Den Chai)!

Die Überflutungen werden immer schlimmer und die Todeszahlen steigen täglich. 2.000 Schulen sind durch die Wasserfluten in Mitleidenschaft gezogen worden, die Schäden betragen hier schon 1.4 Milliarden THB. Die Flutmauer im südlichen Teil von Sak Khok ist jetzt gebrochen. In Pathum Thani ist jetzt der Wat Hong ebenfalls überflutet. In der Provinz Saraburi steigt der Pasak-Fluss immer höher an, so daß weite Teile entlang des Flusses geräumt werden müssen. In Nakhon Sawan ist die Dechadiwongse Brücke durch die Fluten des Chao Phraya kollabiert und eingestürzt.

Durch die schweren Überschwemmungen im Bereich von Ayutthaya sind auch die Chancen Thailands zur Ausrichtung der EXPO im Bereich von Bang Pa-In im Jahr 2020 stark gesunken. 13 Khet von Bangkoks 50 Khet werden in kürzester Zeit überflutet sein, z.B. Bang Kapi, Bang Khen, Bueng Kum, Kanna Yao, Lak Si, Lat Krabang, Lat Phrao, Nong Chok, Nong Khaem und Sai Mai. Die schwersten Überflutungen für Bangkok werden für den 17.-18.Oktober erwartet, wenn die Flutwellen der Flüsse auf den Meereshöchststand während des Vollmondes treffen werden. Der Pa Sak Jolasid Stausee hat jetzt schon 135% seines Fassungsvermögens erreicht, so daß das Wasser jetzt unbedingt abgelassen werden muss, die Provinzen Lopburi und Saraburi stehen vor weiteren schweren Überschwemmungen. Durch die Notöffnung des Bhumibol Dammes sind weitere 20 Dörfer überschwemmt. In der Provinz Phra Nakhon Si Ayutthaya sind alle 14 Amphoe der Provinz unter Wasser.

Der Rojana Industrial Park in Ayutthaya musste komplett schliessen, insgesamt 198 Fabriken sind von der Schliessung betroffen. Die Schäden am Saharat Nakhon Industrial Estate Park in Ayutthaya betragen jetzt schon insgesamt 28.4 Milliarden THB. In Süd-Thailand werden weitere Regenfälle mit Überflutungen erwartet. Das High Tech Industrial Estate in Ban Wah musste ebenfalls wegen der Fluten geschlossen werden.

13 Distrikte in Bangkok sind akut von Fluten bedroht, da sie keine Schutzdämme haben.

Am 09.10.2011 stand das Wasser in der Stadt Ayutthaya 4 m hoch, d.h. bis zu den Dächern der Häuser. Am gleichen Tag strömten die Fluten auch in den Rojana Industrial Park hinein, da die Flutwehre brachen. In der Zentralebene und im Süden haben weitere schwere Regenfälle eingesetzt. Die Fluten des Chao Phraya haben Pathum Thani erreicht, das Flutwehr am Wat Bua Thong ist gebrochen und das Wasser strömt ungehindert auf das Tempelgelände. Inzwischen haben die Fluten auch Bangkok erreicht, die Thanon Ratchadaphisek ist vom Kriminalgericht bis zur Ratchada-Phrao Intersection total überflutet. In Bangkok haben jetzt Angsthamsterkäufe in verschiedenen Stadtteilen eingesetzt, wo die Bevölkerung massiv Lebensmittel und Wasser aufkauft, ein Großteil der dortigen Supermärkte ist leer gekauft. Auch die Thanon Lad Phrao ist überflutet.

In Bangkok werden die Lebensmittel zunehmend knapper, da die Bevölkerung beginnt Lebensmittel in Erwartung der kommenden Fluten zu horten. Insbesondere Instant Nudeln, Reis, Brot, in Dosen verpackte Lebensmittel und Wasser werden zunehmend knapper. Auch Kambodscha ist von schweren Überflutungen betroffen, dort beträgt die Anzahl der Toten 206 Personen. Der Wall rund um das Rojana Industrial Estate in Ayutthaya ist jetzt total gebrochen, das industrielle Herz der Provinz ist vollkommen überschwemmt, die Schäden betragen jetzt schon 500 Milliarden THB(!) und es wird der Verlust von 20.000 Arbeitsplätzen befürchtet, ebenfalls überschwemmt ist das Gefängnis.

Der Bhumibol Damm muss weiter Wasser ablassen, da er 99.5% seiner Kapazität erreicht hat. Die Flutwälle in Nakhon Sawan sind gebrochen, die Stadt ist weitgehend überschwemmt. 36 Mio. m³ Wasser werden in den Golf von Thailand über den Rabhipat Canal, Rangsit Canal, Hok Wa Sai Lang Canal, Nakhon Nuengkhet Canal, Prawet Burirom Canal über den Nakhon Nayok Fluss und den Bang Pakong Fluss am rechten Flussufer des Chao Phraya abgepumpt. Ebenfalls benutzt wird der Samrong Canal und der Phra Ong Chao Chaiyanuchit Canal als Abfluss, hier wirken die starken Pumpen des Suvarnabhumi Airports.

Der Lam Takhong Damm in Si Kiaw hat nun 315.26 Mio. m³ Wasser bei einer Kapazität von 314.49 m (100.24%), das Wasser im Lam Boon Bon Damm in Korn Buri hat jetzt eine Menge von 149.85 m³ bei einer Kapazität von 141.00 m³ (106.28%). In Uthai Thani hat die Evakuierung der Bevölkerung begonnen.

In Bangkok ist jetzt der innerstädtische Saen Saep Canal überflutet. In der Zeit zwischen dem 15.10.und 18.10. werden Überflutungen von Bang Kapi, des Vibhavadee Rangsit Highways und der Thanon Indra erwartet.

Der Ubon Rat Damm in der Provinz Khon Kaen hat 120.20 % seiner Kapazität erreicht und muss jetzt ständig Wasser ablassen, wodurch Khon Kaen weiter überflutet wird.

Ein Erdbeben der Stärke 3.2 hat das Tambon Khanejue, Amphoe Mae Ramad, Changwat Tak erschüttert.

Die Pridi Thamrong-Brücke in Ayutthaya droht einzustürzen, da auf ihr eine große Masse von Autos steht und die Pfeiler durch die Fluten untergraben sind. Auch in Bangkok wird die Flutsituation immer prekärer, so steht die Thanon Chiang Rak in der Nähe der Thammasart Universität (Rangsit Campus) unter Wasser. Auch bedroht ist die Pridi Banomyong Central Library der Thammasart Universität (Tha Prachan Campus), die wegen der steigenden Fluten des Chao Phraya geschlossen werden musste. Die schlimmen Tage für Bangkok werden für die Zeit vom 14.-17.10. und vom 28.-31.10. erwartet, hier herrscht Hochwasser im Meer.

Das Wat Pa Fai-Fluttor ist nunmehr auch gebrochen, das Wasser stömt ungehindert in die Dörfer Wat Pa Fai und Krachaeng im Amphoe Sam Khok in der Provinz Pathum Thani ein. Ebenfalls zerstört ist das Fluttor Wat Hong Pathummawas im Dorf Bang Prok im Amphoe Mueang Pathum Thani, 2.000 Häuser in Wat Hong sind nunmehr überflutet. Die thailändische Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra wird zunehmend dafür kritisiert, daß sie bis heute nicht die Notstandsgesetze in Kraft gesetzt hat.

Die thailändische Ministerpräsidentin warnt in einer TV-Livesendung davor, daß das Wasser stark sei und daß alle Dämme brechen könnten, so daß die Innenstadt Bangkoks, insbesondere die Gebiete entlang des Chao Phraya, überflutet werden könnten! Im Moment sei der Chao Phraya in Bang Kruay und Bang Plad über die Ufer getreten und wegen der begrenzten Aufnahmefähigkeit des Maha Sawat Canals werde auch Thonburi wohl bis zu 0.5 m überflutet werden. Die Innenstadt Bangkoks könne, je nach Höhenlage, zwischen 0.1 m und 1.5 m Höhe überflutet werden, falls die Dämme brechen sollten.

In einer anderen TV-Sendung bestätigt einer der stellv. Gouverneure Bangkoks, daß im schlimmsten Fall alle 50 Distrikte Bangkoks innerhalb der nächsten zwei Wochen überflutet werden.

Der Bruch des Deiches an der Thanon Charan Sanitwong 80 kann vorläufig nicht geschlossen werden, da die Flut zu stark ist. Das Wasser steht zwischen Charan Sanitwong 70 und 80 inzwischen 0.5 m -1.0 m hoch.

Der Chef der Hydrologischen Abteilung der Marine Vizeadmiral Niruth Hongprasert warnt die Bewohner Bangkoks davor, daß zwischen dem 27. und 28. Oktober der Meeresspiegel im Golf von Thailand stark steigen würde, so daß das Hochwasser im Chao Phraya die Höhe von 2.6 m erreichen könnte und damit die Flutdeiche überfluten könnte. Nach Angaben des FROC ist die Anzahl der Toten durch die gegenwärtigen Überschwemmungen inzwischen auf 373 Personen gestiegen, noch immer seien 162 Amphoe in 26 Provinzen von den Fluten betroffen.

1.067 Schulen in den Provinzen Ang Thong, Chachoengsao, Chai Nat, Lop Buri, Nakhon Sawan, Nonthaburi Pathum Thani, Phra Nakhon Si Ayutthaya, Saraburi, Singburi und Uthai Thani sowie in Bangkok werden erst am 15.11. mit dem neuen Schuljahr beginnen, der Rangsit Campus der Thammasat Universität sogar erst am 28.11.2011.

Das Zentralgefängnis Bang Kwang in Nonthaburi wird aufgegeben, die Insassen werden in die Gefängnisse von Khlong Phai in der Provinz Saraburi, nach Khao Bin in der Provinz Ratchaburi und das Zentralgefängnis in Phitsanulok verlegt. Ebenfalls aufgegeben werden sollen die Gefängnisse von Lat Yao und Khlong Prem ("Bangkok Hilton").

Die Central Plaza Pin Klao wird wegen der Fluten der Thanon Boromratchonnanee geschlossen. Die Bewohner Thonburis werden aufgefordert, sich wegen der steigenden Wassermassen auf die Evakuierung vorzubereiten.

Der Vibhavadi-Rangsit Highway und die Thanon Phahon Yothin sind nur noch für große Fahrzeuge passierbar. Im Passagierterminal und Frachtbereich des Flughafens Don Muang steht das Wasser 0.8 m hoch.

Die Hoffnung bleibt

In der täglichen Flutanalyse auf NBT (National Broadcasting of Thailand) sagte der Flutexperte des FROC Dr. Anond Sanitwong voraus, daß Bangkok noch 2-4 Wochen überflutet sein wird. Momentan gebe es noch 12 Milliarden m³ Hochwasser in Thailand, davon 3 Milliarden m³ rund um Bangkok. Thonburi bekommt momentan 70% des einströmenden Wassers, so daß hier die Überschwemmungen noch größer werden. Dr. Anond warnte die Bevölkerung von Bangkok davor, zu glauben, daß die Gefahr für Bangkoks Innenstadt vorüber sei, es würde nur ein einziger Bruch eines wichtigen Deiches am Chao Phraya genügen, um die Innenstadt volllaufen zu lassen. Zwar würde ab dem 01.11. das Meer seinen Höchststand überschritten haben, so daß zumindest hier eine Entlastung eintritt, dennoch müsse man hoffen, daß die wichtigen Deiche halten. Dr. Volker Wangemann


Fazit der Überflutungen in Thailand

Ausgabe 12-2011

Nun, da das Wasser langsam wieder abfliesst, ist es an der Zeit, die Bilanz der Überflutungen zu ziehen. Thailand hat die wahrscheinlich schlimmsten Überflutungen der letzten 50 Jahre hinter sich und steht vor einem Desaster. Die Fluten haben Schäden in Milliardenhöhe (Stand Ende Nov.: 14 Milliarden E) angerichtet. Weite Teile der Wirtschaft sind zerstört oder schwer geschädigt. Die Landwirtschaft in der Zentralregion Thailands, aber auch im Isaan, ist schwer mitgenommen. Die Infrastruktur (Eisenbahn, Strassen, Wasser- und Stromersorgung) ist weitgehend kaputt. Auch der für Thailand so wichtige touristische Bereich wurde stark mitgenommen.

Warum es zu den Fluten kam, ist weitgehend klar. Der El Nino-Effekt brachte diesmal für Thailand aussergewöhnlich lange und schwere Regenfälle während der Monsunzeit mit sich. Die ohnehin schon gut gefüllten Stauseen wurden immer stärker gefüllt und waren schnell am Rande ihrer Kapazität angelangt und mussten in grossen Teilen das Wasser notablassen, um ein Bersten der Staumauern zu verhindern. Also suchte sich das reichlich vorhandene Regenwasser jetzt den Weg des geringsten Widerstandes. Es floss in die Flüsse und brachte diese sehr schnell zum Überlaufen.

Warum aber traten diese riesigen Probleme in Thailand auf?

Wir sollten uns zuerst einmal die Flüsse selbst ansehen. Die Bebauung reicht fast immer bis an den Fluss heran. Insbesondere im Bereich von Bangkok und in der näheren Umgebung gibt es keinen Auslaufbereich. Zum Beispiel unverbaute, freie Flussauen oder Überflutungsflächen, in denen das Wasser hätte abfliessen können. Die ohnehin meist viel zu niedrigen Deiche direkt am Flussufer waren schnell überschwemmt oder brachen im schlimmsten Fall.

Nun ist sicherlich Bangkok eine gewachsene Stadt, und die Fehler der Vorväter können kaum noch behoben werden, ohne das Stadtgefüge oder das Stadtbild entscheidend zu verändern, aber die nächsten Fluten kommen mit Sicherheit, und dann werden die gleichen Entwicklungen eintreten wie in diesem Jahr. Es genügt also nicht nur Schadensbegrenzung zu machen. Es müssen auch ganz gezielt jetzt Massnahmen ergriffen werden, um eine Wiederholung solcher Ereignisse zu verhindern oder die Folgen drastisch zu vermindern.

Natürlich kann man die Überflutungen nicht der gegenwärtigen Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra anlasten. Diese Behauptungen entbehren jeder wissenschaftlichen Grundlage, denn zum Glück lässt sich die Natur nicht durch die Politik beherrschen. Aber sicherlich wurden während der Fluten Fehler gemacht, sei es die mangelnde Kompetenzabstimmung zwischen den einzelnen Organisationen oder Regierungsstellen oder auch der kleingeistige politische Streit zwischen der Regierung und dem Gouverneur von Bangkok Sukumbhand Paribatra, welcher der oppositionellen Demokratischen Partei angehört. Da wurden sich widersprechende Massnahmen auf dem Rücken der Betroffenen durchgeführt. Der Parteienstreit in Thailand ging auch während der nationalen Katastrophe weiter.

Nicht einmal die Not und das Leid von Millionen von Betroffenen konnte die Uneinigkeit der herrschenden Klasse verdecken. Da war es dann nicht weit her mit der zu viel beschworenen Einigkeit im Blut, nach dem Motto: "wir sind doch alle Thai, und Thai halten zusammen!" Sicherlich gab es sehr viele Menschen, die sich sehr um die betroffenen Überflutungsopfer verdient gemacht hatten. Hier seien ruhig einmal exemplarisch die Armee, die Polizei, die freiwilligen Voluntäre, das Personal in den Notunterkünften und Krankenhäusern, aber auch die Autobusfahrer und Autobusschaffner genannt, die mit ihren Autobussen durch das weitgehend überflutete Bangkok fuhren oder auch die Lokomotivführer, die auf nicht mehr erkennbaren Gleisen in Seenlandschaften die Verbindungen zwischen Orten unter schwierigsten Umständen herstellten. Sie alle waren Helden, und man kann ihnen nicht genug dafür danken.

Aber es gab auch Fälle schlimmer menschlicher Entgleisungen, wenn z.B. Flutdeiche von unverantwortlichen Elementen, die man durchaus als Terroristen bezeichnen sollte, durchstochen wurden, um damit das Wasser von den eigenen Häusern oder Wohnungen abzulenken, um lieber andere zu schädigen. Nicht sehr buddhistisch muss man wohl sagen, aber es zeigt einmal mehr, dass leider auch im Buddhismus der gelebte und praktizierte Glauben sich deutlich von dem vorgeblich zur Schau getragenen Glauben unterscheidet.

Natürlich hatte auch Yingluck Shinawatra Angst, mit einer Verhängung der Notstandsgesetzgebung dem Militär zuviel Macht in die Hände zu geben. Da schwang natürlich die Furcht davor mit, vielleicht auch weggeputscht zu werden, so wie ihr Bruder. Interessanterweise scheint aber die Zusammenarbeit zwischen der Regierung und der Armee, die ja nach der Wahl der Regierung sicherlich nicht besonders freundlich gesinnt war, nach gängigen Meldungen durchaus zufriedenstellend gewesen zu sein. Jedenfalls wurde von beiden Seiten keinerlei Kritik aneinander geübt.

Auch wenn es immer wieder berechtigte (?) Kritik am Ablassen oder dem vormaligen starken Aufstauen des Wassers in den Stauseen gab, aber wer konnte denn voraussehen, dass es diesmal einen ungewöhnlich regenreichen Monsun geben würde? Die Stauseen dienen zu grossen Teilen der Bewässerung sonst dürrer Landstriche, der Elektrizitätsgewinnung und natürlich auch als Auffangbecken bei starken Regenfällen. Auf Extremereignisse wie die jetzigen Regenfälle ist keiner der Stauseen vorbereitet.

Welche Rückschlüsse lassen sich nun aus dem Desaster ziehen?

Thailand muss nicht nur ganz schnell die Schäden beheben, es muss noch Vorsorge für kommende Fluten treffen, und der zweite Punkt ist wahrscheinlich noch dringender als der erste Punkt. Es müssen zuerst einmal geeignete Rückhalteflächen für sehr viel Wasser geschaffen werden. Dabei wird es sich um bisher landschaftlich genutzte Flächen handeln, die teilweise entwidmet werden müssen bzw. umgestaltet werden sollten. Es muss in Zukunft möglich sein, auch grössere Wassermassen auf geeigneten Flächen aufzufangen. Hierbei sollten auch ruhig die Erfahrungen anderer Nationen mit diesem Problem genutzt werden. Nationen, die z.T. jahrhundertelange Erfahrung im Kampf mit dem Wasser haben, z.B. die Niederlande, China oder auch die U.S.A. Thailand sollte nicht aus vollkommen falsch verstandenem Nationalstolz die Hilfe anderer Länder ablehnen!

Nach dem Vorbild anderer Länder muss es jetzt eine Behörde geben, die sich mit einem qualifizierten Wassermanagement für das Land beschäftigt. Es darf nie wieder passieren, dass die Hauptstadt Bangkok gerettet wird, aber dafür andere Teile des Landes im wahrsten Sinne des Wortes "absaufen" und Leben von anderen Menschen riskiert wird, um die Bewohner der Hauptstadt zu retten. Die Einwohner der Hauptstadt sind nicht besser oder schlechter als die Bewohner anderer Provinzen. Das Privileg, in der Hauptstadt zu wohnen, ist nicht das Privileg auf Kosten anderer Menschen das eigene Eigentum zu schützen. Man schafft sich sicherlich mit solchen Aktionen wie der gezielten Überflutung einzelner Landstriche keine Freunde bei der betroffenen Bevölkerung, die zurecht nicht einsieht, warum sie geopfert wird, um die Hauptstadt zu retten. Hier liegt ein ganz schweres Problem für die Regierung, und dies könnte sich noch für sie als grosses nachträgliches Fiasko erweisen, dass sie es ganz bewusst zugelassen hat, Bangkok auf Kosten anderer Provinzen zu schützen.

Auch die Umweltschäden durch das Süsswasser sind immens. So sank der Salzgehalt im Golf von Thailand durch das Einfliessen der ungeheuren Süsswassermengen stark. Fische und anderes Meeresgetier starben in grossem Ausmass. Die Müllproblematik nach dem Hochwasser ist enorm. Überall schwimmt oder stapelt sich Müll in ungeheuren Mengen. Und dies führt zum nächsten Thema: der Ausbreitung von Seuchen. Die mehr als 600 Toten durch die Fluten sind schon schlimm genug. Es könnten aber u.U. noch viel mehr Tote durch das Auftreten von Seuchen werden. Hier seien Cholera, Dengue-Fieber, Malaria, Ruhr und Thyphus genannt. Wo Schmutz ist, tauchen auch ganz schnell leider Seuchen auf. Diese Erfahrung ist nicht neu, und Thailand steht erneut vor einer Bewährungsprobe. Bekommt Thailand die Umweltprobleme (Müll, chemische und bakterielle Verseuchung) nach den Fluten nicht in den Griff, dann drohen Seuchen ungeahnten Ausmasses.

Da hilft jetzt nicht mehr Parteiengezänk, es müssen jetzt alle Parteien zusammenarbeiten. Thailand kann jetzt einmal zeigen, ob es die Ansprüche seiner Nationalhymne erfüllen kann. Es geht ganz klar um das Wohlergehen der Menschen. Zuerst muss den betroffenen Opfern geholfen werden. Da helfen keine mildtätigen Almosen. Da muss seitens der Regierung jetzt geklotzt und nicht gekleckert werden. Die Wirtschaft muss wieder florieren. Da hängen Arbeitsplätze dran und der Verdienst der Menschen. Ohne Arbeit auch keine Hoffnung und auch keine Zukunft.

Sehr schnell könnten sich Frust und Enttäuschung auch in Wut umwandeln. Und ist die Wut erst einmal gross, dann ist sie auch nicht mehr steuerbar. Es stehen sehr schwere Zeiten für Thailand bevor. Zu den ohnehin schon vorhandenen Problemen, die von uns schon öfters genannt und auch teilweise analysiert wurden, kommen jetzt noch die Folgen des Hochwassers, und keine Regierung in Thailand sollte jetzt um diese Aufgabe beneidet werden.

Das nächste Hochwasser kommt mit Sicherheit. Es kann in kurzer Zeit sein oder auch erst in mehreren Jahren oder Jahrzehnten. Reagiert Thailand bzw. die Regierung jedoch nicht auf diese Katastrophe mit vernünftigen Massnahmen und Entscheidungen, dann wird die nächste Katastrophe noch schlimmer sein. Bangkok droht schon ohne Überflutungen bis zum Jahr 2050 durch das Steigen des Meeresspiegels zu versinken. Aber wenn Thailand jetzt nicht oder nur halbherzig auf diese Katastrophe reagiert, dann wird das Land in absehbarer Zeit wirklich eine neue Hauptstadt brauchen, denn Bangkok in der gegenwärtigen Form wird dann nicht mehr existieren! Es ist jetzt nicht mehr nur "Fünf vor Zwölf", es ist schon sehr viel später! Dr. Volker Wangemann

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