STORY:

Flucht aus dem "Bangkok Hilton"

Das "Bangkok Hilton" - freiwillig würde man dort wahrscheinlich nie einchecken, und man kann nur hoffen, dass es einem erspart bleibt, dort je eine Nacht verbringen zu müssen.

Anders als man vielleicht annimmt handelt es sich beim "Bangkok Hilton" nämlich um kein 5-Sterne Hotel der Luxusklasse, sondern um eins der berühmt-berüchtigten Hochsicherheitsgefängnisse der Welt - dem Klong Prem Central Prison, auch bekannt als Lard Yao. Mit einem Schuss Sarkasmus und Ironie gaben Insider dem Gefängnis, welches am nördlichen Stadtrand Bangkoks liegt, den oben genannten Namen.

1944 als normales Gefängnis gegründet avancierte es 1972 zum heutigen Hochsicherheitsgefängnis. Hier verbüssen auch viele ausländische Häftlinge ihre Strafe, meist wegen Drogen-Delikten, oder warten auf ihre Verhandlung.

Die nun folgende wahre Story handelt vom einzigen Ausländer dem es jemals gelang, aus dem "Bangkok Hilton" zu fliehen - David McMillan.

Er überwand nicht nur die Gefängnismauern, sondern schaffte es auch Thailand zu verlassen, was mindestens genauso schwierig wie der Ausbruch selbst war. Dass er überlebte und seine Geschichte erzählen konnte ist wohl Schicksal, denn im Gegensatz bleiben die vielen Geschichten der gescheiterten Ausbrecher ungehört.

In den 50ern in London geboren, hatte er einige Jobs bevor er Mitte zwanzig seine professionelle Drogen-Schmuggler-Karriere auf einer Indien-Reise begann und dafür auch einige Haftstrafen in diversen Gefängnissen weltweit verbüßte.

In Australien galt er als führender Kopf eines Heroin-Schmuggler-Ringes, welcher Millionen von Dollar einbrachte.

Das Blatt wendete sich dann nach einer bedeutenden Festnahme im Jahre 1980, für die er eine langjährige Haftstrafe verbüßen musste. Als kurz darauf seine Frau verstarb, unternahm er noch in Untersuchungshaft einen Fluchtversuch mit einem Hubschrauber, dieser scheiterte jedoch.

Wieder auf freiem Fuß wurde er dann unter falschem Namen und mit falschem Pass im Dezember 1993 als Daniel Westlake (46), aus Victoria/Australien, wegen Heroin-Schmuggels, auf dem Bangkoker Flughafen Don Muang festgenommen.

Bis zu seiner Verhandlung saß er nun im besagten Klong Prem Gefängnis ein.

Als der Ausgang der Verhandlung, mit dem zu erwartenden Todesurteil, immer näher rückte und nur noch zwei Wochen entfernt lag, gelang ihm am Sonntag, den 18. August 1996, die spektakuläre Flucht aus dem Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses.

Was sich wie die Szene aus einem schlechten Film anhört beruht auf absoluten Tatsachen - nachdem er die Gitterstäbe seines Zellenfensters mit einer Metallsäge durchgesägt hatte, kletterte er die fünf Meter hohe Gefängnismauer an zusammengeknoteten Bettlaken herab und konnte so entkommen.

Die Vermutung liegt nahe, dass er sowohl innerhalb als auch außerhalb Fluchthelfer hatte. Letztendlich ist es jedoch vielen kleinen Details zu verdanken, dass die Flucht erfolgreich verlief. So benutzte David unter anderem einen aufgespannten dunklen Regenschirm, um sein helles weiß-leuchtendes Gesicht vor den Wächtern auf den Wachtürmen zu verbergen, als er in der Dunkelheit übers Gefängnisgelände schlich.

Weiterhin war für ihn ein falscher Reisepass in einem Apartment im Stadtteil Lad Phrao hinterlegt, welcher hinterm Badezimmerspiegel versteckt war und den er kurz nach der Flucht abholte.

Dass es manchmal sogar nur um Sekunden ging zeigt die Tatsache, dass Polizeistreifen, welche den Flughafen kontrollieren sollten, erst eintrafen als er gerade mit dem Flugzeug abhob.

Seitens der Offiziellen, welche ihn noch immer in Thailand wähnten, hieß es voreilig, man würde dem Flüchtigen bald habhaft werden. Zu dieser Zeit, nur 12 Stunden nach seiner Flucht, saß David bereits in einem Hotel in Singapur.

U.a. trug seine Flucht auch dazu bei, dass heutzutage die Häftlinge stets mit schweren, eisernen Fußketten gesichert sind, um weitere Fluchtversuche von vornherein zu unterbinden.

Auch nach der Flucht führte David sein aufregendes, kriminelles Leben vorerst weiter. In den späten 90ern setzte er sich zur Ruhe und lebt nun in London.

Da er offiziell in Thailand nie verurteilt wurde, ist nicht zu befürchten, dass er jemals ausgeliefert wird.

Thailand, das er lieben lernte, wird er wohl trotzdem niemals wiedersehen, denn dort gilt er noch immer als einer der meistgesuchten Ausbrecher. Seine bewegende Geschichte von der Festnahme, der 3-jährigen Haftzeit bis hin zur Flucht hat McMillan nun als Buch herausgebracht; unter dem Titel "Escape" (zu Deutsch: Flucht) kann man es derzeit nur in Asien beziehen, ab dem 30. September auch in deutschen Buchhandlungen oder bei www.amazon.de

In einem Interview wurde er gefragt, ob er, falls die Flucht nicht von Erfolg gekrönt gewesen wäre, es ein zweites Mal versucht hätte auszubrechen, antwortete er sehr nüchtern: "Eine zweite Chance hätte es nie gegeben. Entweder wäre ich tot oder für immer in einer Einzelzelle an die Wand gekettet worden." Carsten Naß

Ausbrecher David McMillan.





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