Von Pattaya hoch in den Norden - Teil 1

Ein Reisebericht von Helmut Kremser - FARANG 06-08-2008

Die Anreise

Ein Jahr ist schnell vorbei. Die erholsamen Tage rücken näher, jedenfalls die Tage, in denen Ruhe und Entspannung angesagt sind, und davon bleiben nicht allzu viele übrig. Die THAI Inter fliegt uns zuverlässig nach Bangkok. Hier werden die Reisenden von einer heissen Dunstglocke gegrüsst. Um den Einreisestempel zu erhalten, muss bei dem ständig größer werdenden Menschenpulk, jede Menge Geduld aufgebracht werden. Thailändische Gemütsruhe eben. Alles geht cha-cha.

Ausserhalb des Flughafens wird mit dem Taxifahrer verhandelt. 1.200 Baht inklusive Highwaygebühren sind O.K. Wer sich im Flughafen belatschern lässt, und für die selbe Strecke 2.000 bis 2.500 Baht bezahlt, ist selber schuld.

Am Ziel angekommen, warten schon Sabine und Manfred auf mich. Madame war so freundlich und hat mir ein Bungalow besorgt, in der Naklua Soi 18/2. Das Sea Lodge wird vorwiegend von deutschen Touristen gebucht. Zentrisch der Swimming-Pool, rund herum die Doppelhäuser, umgeben von vielen Pflanzen und Bäumen. Die Bungalows sind relativ klein. Sie haben ein Zimmer mit Doppelbett und Air-Con, sowie einen Mini Umkleideraum, in dem ein Schrank für die Wäsche steht. Dahinter befindet sich die "Örtlichkeit" mit Warmwasserdusche. Mit der Unterbringung seiner Badutensilien hat man so seine Probleme, kein Spiegelschrank oder ähnliches, nur eine schmale Ablage, aber für die paar Tage geht es. 950 Baht sind nicht der Hammer, jedoch im Rahmen, wenn man bedenkt, wie die Preise im allgemeinen gestiegen sind. Überhaupt ist ein längerer Aufenthalt in Pattaya nicht geplant. Ein Kurzbesuch gilt Martin R., dem Chef der Zeitschrift "Der Farang" - Kontakt halten, Meinungen austauschen und small talk. Außerdem haben ja Sabine und Manfred eingeladen. Sie rüsteten sich schon ein paar Tage vorher für das bevorstehende Ereignis.

Palaphol in Concert

Genau an Sabines Geburtstag am 4. April kam Palaphol nach Pattaya und gab ein zweistündiges Konzert. Der Laden war rappelvoll. Natürlich kam er nicht wegen Sabine, aber was für ein glücklicher Zufall, wo doch der Starsänger einer der Lieblinge der schlanken Rothaarigen ist. Der 36-jährige Star hat in Bangkok seine Zelte aufgeschlagen. Folk-Rock-Musik ist sein Thema. Sieben CDs hat er produziert. Obwohl er schon lange im Geschäft ist, oder vielleicht gerade deshalb, steht Palaphol (die Thais sagen Palaphon, die Schreibweise Palaphol ist aber richtig) immer noch hoch im Kurs, in der Beliebtheitsskala ganz oben. Bei Sabine auch, die glitzernden Augen sprachen Bände, platonisch natürlich.

Khun Pueng im Schlaraffenland

In der Nacht vom 5. zum 6. April war dann der Teufel los. "Happy Birthday, Manne" war die Überschrift. Sonja und Peter sind die Betreiber des kleinen Restaurants & Bierbar direkt an der Beachroad, Höhe Soi 4. Beide sind sehr bemüht um ihre Gäste, deren Stamm immer grösser wird. Sie organisierten die Party. Am Eingang tafelten die Anwesenden vom reichhaltigen und schmackhaften Buffet. Gemischtes Deutsch-Thai-Food, hergestellt in der eigenen Küche. Zur Geisterstunde waren zwei Boys da, die überaus leicht bekleidet mit brennenden Kerzen an der Stange tanzten, wobei das Wachs unaufhörlich auf den öligen Oberkörper tropfte. Ein anderer zeigte seine Beweglichkeit an dem inzwischen heiß gewordenen Rundeisen zu lauter Hipp-Hopp-Musik. Tipp steckten die Mädels in das schmale Leinentuch unterhalb der Gürtellinie. Sabine im Schlaraffenland. Euer Schreiberling wandte sich lieber den alkoholischen Genüssen zu. Unter dem Motto: am Abend ein Bier und die Nacht gehört dir wurde der Abend immer länger. Auf dem Nachhauseweg, keine Ahnung wie spät, oder besser wie früh es war, kam dann die bange Frage: Lall ick schon? Happy Birthday, Euch beiden!

Danke, Noree

Bevor es in den Norden Thailands geht, an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Noree für die Mühe, Geduld, Ausdauer und den erheblichen Zeitaufwand, sowie für die Hilfeleistung bei der Erstellung der Reportage rund um Ngao. Sie organisierte die Ausflüge von Phayao bis Sukothai, hat diplomatisch die Preise verhandelt, in aller Seelenruhe Fragen und Antworten übersetzt. Der Geduldsfaden schien unendlich. Dazu kommt die Unterbringung bei der Familie, bei der ich mich gleich beim ersten Tag wie zu Hause fühlte. Ein Dank auch an Porn, genannt Yen, die unermüdlich meine durchgeschwitzten Hemden auf Vordermann gebracht hat. Von der heimischen Küche mal ganz zu schweigen, einfach lecker. Der Vorsatz, ein wenig abzunehmen, ging damit den Bach runter, egal !

Ankunft in Ngao

Nach der Ausnüchterungsphase in Pattaya geht es nach Korat. Der Air-Condition- Bus braucht normalerweise sechs Stunden. Wir stehen kurz vor dem Songkran fest. Der Bus ist mehr wie voll. Etwa 20 Leute stehen im Gang, die ganze Fahrt über, die auf Grund des erhöhten Verkehrsaufkommens eine Stunde länger dauert. Welche Ausdauer! Die Erlebnisse in Korat können getrost übergangen werden, weil über die Wasserschlacht schon berichtet wurde. Im Prinzip wiederholt sich alles. Also zurück nach Bangkok, rein in den Flieger der PB Air nach Lampang (etwa 116 Km südöstlich von Chiang Mai). Das Flugzeug ist klein, der Preis mit 3.115 Baht für thailändische Verhältnisse recht teuer. Fast doppelt so viel, als wenn man mit der Air Asia nach Chiang Mai düst (1.700 Baht). Die drei nebeneinander liegenden Sitze werden durch den Mittelgang getrennt. Also ein Fensterplatz, der Mittelgang, dann wieder zwei Sitze. Trotzdem sehr bequem. Der Service ist gut für den kurzen Flug, der eine Stunde dauert.

Am Miniflughafen sehen die Passagiere durch die runde Scheibe vier Thaifrauen in nordthailändischer Tracht. Sie begrüßen die Ankommenden mit einem Tanz. Tolle Idee. Beim Aussteigen fällt mein Blick in Richtung Umzäunung. Noree winkt heftig und... der Polizeichef (!), der sich für den Rest des Tages frei nahm und uns nach Hause bringt. Welche Ehre. Das Sawasdee krap fällt besonders höflich aus. Wir steigen in den älteren Benz. Die 86 Km nach Ngao fliegen förmlich vorbei. Eine Geschwindigkeitsbegrenzung gibt es für den höchsten Beamten des Distrikts nicht. Der Empfang bei Norees Familie ist überaus herzlich. Zwei weitere Polizisten gesellen sich zu uns. Anscheinend bin ich der einzige Farang in der näheren Umgebung. Beim geselligen Zusammensein warten viele Frage auf Antworten. Das eisgekühlte Singhabier macht die Runde. Auf dem Tisch warten geröstete Maden auf den Verzehr. Die Tierchen findet man im Bambus. Mühsam werden sie gesammelt und geröstet. Nach zaghaftem Versuch, doch, kann man essen. Schmecken leicht nussig. Daneben steht die Schüssel mit Salat, mit Schlangensalat. Mit Sicherheit nicht jedermanns Sache, sieht jedoch gut aus, riecht gut, und Ihr könnt es ruhig glauben, schmeckt auch gut. Für den Europäer vielleicht ein wenig scharf, aber ein Blatt vom Kohlkraut dazu - perfekt.

Das Hühnchen ist ebenfalls auf besondere Art zubereitet. Der Koch nehme ein Suppenhuhn und koche selbiges in einem halben Liter Coca-Cola. Dazu kommen zwei Kellen Fischsosse und eine Tüte Instant Pulver (Rotdee). Etwa eine Stunde köcheln und fertig. Wer sich so etwas ausdenkt, keine Ahnung, aber hmmm. Wenn nur die lange Anreise vom Korat hierher nicht wäre. Hitze, Hitze, Hitze. Die Schweißschicht auf Stirn und Oberkörper wird immer dicker, die Augen immer kleiner. Die Gedanken sehnen sich nach dem Land der Träume...

Das Dörfchen

Ngao gehört zur Provinz Lampang. Der kleine Ort wurde vor 150 Jahren gegründet. So in etwa jedenfalls. Ganz genau weiß das keiner. Die einen nennen das Datum 1829, die anderen sagen, dass die Gründung unter der Regierungszeit des Königs Chulalongkorn stattfand, was aber erhebliche Zeitdifferenzen aufweist; denn der König lebte von 1853 bis 1910. Seine Regierungszeit war von 1868 bis 1910. Wie dem auch sei, das kleine Dorf existiert. Die Leute leben von der Landwirtschaft, vorwiegend vom Reisanbau und von der Tierhaltung. Auf jedem Grundstück wird Gemüse angebaut. Reich sind die Bewohner nicht, aber von Armut kann auch nicht die Rede sein. Bettler sieht man hier nicht auf den Strassen. Der 32 Jahre junge Bürgermeister Nares Ubonsri betreut 58.092 Seelen im Bezirk, wovon 4.946 in Ngao ihr Zuhause haben und etwa 150 Menschen im Tung Bo wohnen, welches 1,5 Km außerhalb des Dorfes liegt. Vor 11 Jahren war Norees Schwester die einzige in dieser Gegend. Die Einsiedelei dauerte jedoch nicht lange. Nach und nach sind weitere Familien zugezogen. Verschlossene Türen ist hier ein Fremdwort. Den Schlüssel vom Moped kann man ruhig einmal im Schloss vergessen, null Problemo. Kontakte sind schnell geknüpft, ruhig und freundlich. Hallo oder Sawasdee krap, nakhao (Zeitungsmann).

Die Edelsteinschleiferei von Rob

Gute 300 Meter von meiner Unterkunft hat Jatupon Jodnaree (Rob) ihr sweet home aus Holz. Landestypisch auf Stelzen. Die Werkstatt befindet sich zur Zeit noch nebenan, aber der Bau der eigenen Werkstatt ist in vollem Gange. Je nach Auftragslage beschäftigt sie 20 bis 25 Leute. Spitzenschleifer vorwiegend aus der Region Surin. Wöchentlich werden 4.500 bis 5.000 Saphire aus Bangkok angeliefert. Auch Rubine, Smaragde, gelbe, grüne und braune Rohlinge (keine Ahnung wie die heissen) erhalten hier ihren fachgerechten Facettenschliff.

Die Arbeit erfordert bei den Größen zwischen 1 und 1,5 mm Durchmesser ein aussergewöhnliches Feingefühl in den Händen. Jeder Stein muss exakt geschliffen werden. Dazu sind mehrere Arbeitsschritte notwendig. Zuerst werden die kleinen Kostbarkeiten durch flache Minisiebe verschiedener Grössen geschüttelt, damit grosse und kleine Steinchen getrennt werden. Im zweiten Arbeitsgang kleben zwei Arbeiter die Saphire auf eine etwa 10 cm lange Spindel. An deren Spitze ist eine Masse, die bei Erwärmung weich wird und so das begehrte Objekt daran klebt. Nummer drei ist der Schliff der Oberseite. Ein erneutes Umspannen ist für den vierten Durchgang erforderlich. Jetzt bekommt die Unterseite (für die Einfassung) ihre endgültige Form. Immer und immer wird während des Schleifvorganges mit der Lupe geprüft. Die einzelnen Arbeitsgeräte zu beschreiben ginge an dieser Stelle zu weit, und eine Schleifscheibe kann sich jeder vorstellen. Gesagt sei, dass alles reine Handarbeit ist. Keine elektronische Unterstützung. Ausschuss gibt es so gut wie keinen. Und wenn einmal, wird nachgeschliffen, auf Kosten der Grösse natürlich. Die kritische Endprüfung nimmt Chefin Rob selbst vor. Einfach glänzend.

Buddha im NordenThailands



Landschaft in Nordthailand



Thaifrau Rob



Thaifrau Noree



Der Polizeichef



Thaistar Palaphol



Sabine mit dem Thaisänger Palaphol



Thaikneipe im Norden



Sanuk im Publikum



Heisse Thai-Show mit dem flüssigen Wachs



Sabines Mann pustet wie verrückt



Sabine mitten im Thai-Glück



Thailandfans: Sabine und Manfred aus Berlin



Edelsteinschleiferei in Thailand



In diesem Werkzeug werden die Steine auf der Scheibe geschliffen.



Thaifrau Rob bereitet die Schlange zu



Thaifrau Rob macht Feierabend mit der geliebten Thai-Karaoke.


Von Pattaya hoch in den Norden

Ein Reisebericht von Helmut Kremser, Teil 2

Die Höhle im Berg

Unweit von Ngao besuchen wir die Höhle des Prado Pha Berges, mit der es seine Besonderheit hat. Vor 10 Jahren fanden die Forscher hier fast 2.000 Wandmalereien. Steinzeitmenschen verewigten Motive von der Büffeljagd, Zeremonien und Kämpfen. Gefäss-Scherben aus Ton, Pfeilspitzen und vieles mehr kamen zum Vorschein. Zur besseren Verdeutlichung kamen Gemälde mit Kriegsszenen neueren Datums dazu. Von derselben Höhle berichtet die Überlieferung über einen Mann, der als Waise im Wald aufwuchs. Später ging er in den Tempel Wat Nayang, wo er den Buddhismus studierte. Sein Name war Nan Kow Mue Lek. In den Kriegswirren gegen Birma half er als Soldat. Seine Aufgabe war es, das heutige Lampang zu verteidigen. Damals, in den Kriegsjahren von 1688-1732 wollten die Burmesen das Land erobern. Selbst unter den Siamesen kam es zu Uneinigkeiten. Der tapfere Krieger versteckte daher einen Teil der Bevölkerung in dieser Höhle. Erschöpft und kraftlos von Hektik und Anstrengungen verstarb er offenen Auges und stehend an der Felswand, das zerbrochene Schwert noch immer in der Hand. Die Burmesen haben die Höhle nie entdeckt. Die Menschen kamen somit mit dem Leben davon. Nachdem die Kriege vorbei waren, sprach man seine Seele heilig und setzte ihm ein Denkmal. Noch heute ehren die vorbeifahrenden Fahrzeuge die Stätte, in dem sie die Autohupe mehrfach ertönen lassen, am Dja Phow Prado Pha.

Die Gewitterfahrt

Wir schreiben Sonntag, den 20.04. - das Songkranfest ist vorbei. Heute ist der Tag, an dem das ganze Dorf mit einem dicken weißen Faden umschlossen wird. Auch einzelne Familien entschliessen sich, das Eigenheim mit einzubinden. Doch bevor die Zeremonie am Nachmittag beginnt, ist noch ein Ausflug in den Nationalpark Mae Yom, der zur Region Phrae gehört, angesagt. Also ab auf den vor Hitze schimmernden Asphalt. 17 Km hat Schwester Yen gesagt. Na ja, gesagt halt. Sind dann 38 Km daraus geworden. Die schmale Strasse zieht sich hin bis zu den Bergen. Unmissverständlich deutet eine Schranke darauf hin, dass hier das Naturschutzgebiet beginnt. Soldaten kontrollieren besonders ausfahrende Fahrzeuge. Es kommt immer wieder vor, dass Teakholz still und heimlich geschlagen wird und in bearbeiteter Form wie Stühle, Bänke oder Fassadenbretter gewinnbringend verkauft wird.

Noch ein paar klitzekleine Kilometerchen bis zum Ziel. Unterwegs bietet die unberührte Natur einen einzigartigen Ausblick in die Täler. Hin und wieder muss der Fahrer anhalten, damit wir das satte Grün der wild bewachsenen Gegend in uns aufnehmen können. Jetzt endlich sind wir am Ziel angekommen. Vor uns, etwa 20 Meter tiefer, liegt ein kleines Tal. Ein Fluss, der jetzt wenig Wasser führt, fliesst mit sachter Geschwindigkeit von rechts nach links. Kinder toben im Wasser. Einige hängen im riesigen Autoreifen und lassen sich in der seichten Strömung treiben. Linker Hand ist ein Hubschrauberlandeplatz. Hoch gestellte Leute kommen hierher. Seine Majestät, der König, hat den Bau eines Staudammes in dieser Gegend angeregt. Pläne sollen schon vorhanden sein, aber die richtige Stelle ist noch nicht gefunden. Nach den ersten Eindrücken hält uns nichts mehr. Den Weg runter und rein ins erfrischende Nass. Das Wasser ist angenehm, nicht zu kalt. Klamotten aus? Nichts da. Der Fluss nimmt uns auch mit Jeans und T-Shirt.

Knapp zwei Stunden dauert das Badevergnügen, dann geht es wieder nach Hause. Auf der halben Strecke überrascht uns ein heftiges Unwetter. Zeus schleudert seine stärksten Blitze hernieder. Thor scheint seinen dicksten Hammer geholt zu haben, um damit die Erde zu bearbeiten. Ohren betäubender Donner lässt die Luft erzittern. Es schüttet wie aus Eimern. Die Kinder und Frauen krauchen ängstlich auf den Boden des überdachten Pick-ups zusammen. Die Gedanken liegen nahe, dass sich jeden Moment die Erde öffnet. Wie im Film, aber das hier ist live.

Von der Seite peitscht der Regen wie ein Trommelfeuer auf die knienden Leiber. Der Fahrer drosselt das Tempo auf langsamste Schrittgeschwindigkeit. Die Scheibenwischer sind nicht mehr in der Lage, die Wassermengen von der Scheibe zu wischen. Was soll's, bin sowieso vom Baden klitschenass. Genauso schnell wie das Gewitter gekommen ist, hört es auch wieder auf, schlagartig. Aber die nächsten Probleme liegen praktisch schon auf der Strasse. Ein umgestürzter Baum, vom Blitz gefällt, blockiert den Weg. Ein Glück, dass der kleine Chang dabei ist. Ein kräftiger Ruck, und die starken biegsamen Äste sind soweit beiseite, dass der Wagen vorbei fahren kann. Das Zurückschnellen der Äste geht nicht ohne leichte Verletzungen ab. Der Baum hat lange und seeeehr spitze Dornen. Ein Stück weiter ist ein zweiter Einsatz erforderlich. Felsbrocken von 30-40 cm Durchmesser sind vom Steilhang abgespült worden und liegen jetzt freudenvoll auf dem Teerbelag. Wie Schachfiguren, die bewegt werden wollen. Also werden sie bewegt. Die Bergkette hinter uns lassend haben die Pflanzen im "Flachland" keinen einzigen Tropfen Wasser abbekommen.

Die Sonne knallt auf unsere nassen Körper und bringt selbige zum Dampfen. Auf Grund der Verspätung haben wir von der Hauptzeremonie im Tempel leider nichts miterlebt. Aber bis in den späten Abend versammeln sich die Menschen an verschiedenen öffentlichen Plätzen und halten Andacht. Der Grund dafür ist folgender: Kurz vor dem Songkranfest ist ein mächtiger Blitz eingeschlagen, genau in den Tempel. Die elektrische Entladung hat erheblichen Schaden angerichtet. Menschen sind zum Glück nicht verletzt worden. Nun sollen der glücksbringende Faden und die Gebete, die bis tief in die Nacht dauern, eine Wiederholung dessen verhindern. Also ihr über 100.000 Volt Naturerscheinungen, sucht euch euren Einschlagsplatz in den Bergen und nie wieder in dem kleinen Örtchen Ngao.

Geos Westernhaus

Von Ngao nach Phayao sind es etwa 68 Kilometer. So ziemlich in der Mitte der Strecke fahren wir links einen kleinen Weg bergan und kehren bei Geo ein, die derzeit ihren wohlverdienten Urlaub in der Heimat verbringt. Vor drei Jahren hat sie beschlossen, sich ein neues Haus zu bauen. Also nicht lange gefackelt und losgelegt. Der Traum aus Holz sollte schnell Wirklichkeit werden. Voller Stolz zeigt sie uns nun das Eigenheim, das sie als echter Westernfan im entsprechenden Stil gefertigt hat. Über dem Entree stiert dem Gast der Schädel eines Büffels entgegen. Seitlich der Treppe hängen riesige originale Wagenräder. Als Geländer dienen Holzstämme. Die Innenräume sind, wie nicht anders zu erwarten, im selben Look hergerichtet. Winnetou lässt grüßen.

Die Ausnahme bildet das Badezimmer, welches sich eindrucksvoll in den modernen Baustil einfügt. Auf der glänzend lackierten Terrasse ist ein Teppich ausgelegt. Geo erwartet einen Mönch, um gemeinsam zu beten. Die Zeremonie dauert eine knappe halbe Stunde. Nach kurzem Small Talk bei kaltem Getränk, zu dem gekühlte Ananas und Melonenscheiben gereicht werden, verabschieden wir uns von der "Villa Shatterhand", steigen in die Postkutsche, ähh, ins klimatisierte Gefährt, setzen die Fahrt fort.

Phayao, Provinz & Stadt

Steile Berge und imposante Täler kennzeichnen die Provinz. Etwa 500.000 Einwohner leben auf einer Fläche von mehr als 6.300 Km². Da hier viele Spuren von alten Siedlungen gefunden wurden, darf die Wissenschaft davon ausgehen, dass die Gegend schon in der Bronzezeit bewohnt war. Die Stadt Phayao bettet sich in eine herrliche Berglandschaft ein. Sie liegt zwischen Lampang und Chiang Rai, an einem 24 Km² grossen See, der den Namen Kwan Phayao trägt. Die Stadt trug früher den Namen Po Gam Yao und ist etwa 900 Jahre alt. Der König, der die Stadt erbaute, war Po Kunse Yom Tam. Die weitere Entwicklung trieb der nachfolgende Monarch Po Kun Nam Muang voran. Seine Blütezeit erlebte Phayao als gleichwertiger Partner von König Ram Khamhaeng im Sukhothaireich und von König Mengrai im Lan Na (eigentlich Lan Na Thai) Reich. Das war Mitte des 14. Jahrhunderts. Nachdem die Birmanen das Lan Na Reich eroberten, blieb die Gegend lange Zeit unbewohnt, weil die dort lebenden Menschen verschleppt wurden. Im Jahr 1897 wurde Phayao der Provinz Chiang Rai zugeordnet. Im August 1977 wurde die Provinz wieder ausgegliedert und ist seitdem eigenständig.

Der Buddha Phra Dao Don Luang

Der erste Weg führt uns über gut ausgeschilderte Strassen zum Tempel Sri Khom Kham, der die Buddhastatue Phra Dao Don Luang beinhaltet. Der Bau der Figur hat laut Überlieferung 33 Jahre gedauert, nämlich von 1491 bis 1524. Sie ist aus Ziegelsteinen gemauert und wurde anschliessend mit Gold überzogen. Früher stand das Heiligtum im Freien. Der Tempel (Viharn) wurde erst in neuerer Zeit drum herum gebaut. Erstaunt über die Grösse, erhalten wir die Auskunft, dass die Figur stolze 16 m in der Höhe, und 14 m in der Breite misst und somit die grösste Statue in der Provinz Phayao ist. Vor dem Buddha sind nebeneinander drei stufenförmige Tische aufgebaut. Links und rechts, in silbernen Farben gehalten, jeweils ein Bild auf dem oberen Podest. Links das Foto von IKH, der Schwester des Königs, und rechts das Seiner Majestät, Bhumibol Adulyadej, als junger Mann in Mönchskleidung. Mittig mit goldenem Anstrich zwei weitere Buddhafiguren. Alles wunderschön mit Blumengestecken geschmückt. Rote rautenförmige Muster zieren die in Rot gehaltenen Säulen, die Decke und die Querbalken. Ausserhalb des Tempels steht die Figur des Dja Do Kham Ram Mathep. Sie stellt einen südthailändischen Prinzen aus Nakhon Si Thammarat dar, der engelsgleich Buddha beschützen soll. Der Kopf wird von fünf Schlangen beschirmt, die wiederum für den eigenen Schutz sorgen. Nach kurzer Verweildauer geht es dann weiter, und zwar mit dem Schaukelboot zu einem versunkenen Tempel.

Zum Wat Telok Aram

Der Bootssteg ist klein, das Boot lang und schmal. Fünf Mädels sitzen bereits drin. Als der schwergewichtige Farang einsteigt, ist deutlich zu merken, dass das Boot keinen Kiel hat. Es fängt an, ein wenig zu schwanken. Das schwache Geschlecht lässt ängstliche Töne hören, der Farang erntet böse Blicke. Ein älterer Mann setzt sich in den Bug. Er fängt an, das Paddel ruhig und gleichmässig ins nasse Element zu tauchen. Das Boot nimmt langsame Fahrt auf. Jede Menge Pflanzen schwimmen auf der Wasseroberfläche. Die Fahrrinne ist frei. Schon von hier aus ist zu sehen, dass das "Gelände" mit gelben Fahnen abgesteckt ist. Es dauert gemächliche acht Minuten, um die 675 Meter vom Ufer zur Plattform zu überwinden. Wir verweilen ein paar Minuten hier, bis alle der aufgestellten Buddhafigur gehuldigt und ihre Fotos im Kasten haben. Danach geht es wieder uferwärts, wobei der Farang diesmal zuerst einsteigt und gaaanz ruhig sitzen bleibt. Unterwegs stellen wir dem Bootsführer Fragen, die er mit thailändischer Gemütsruhe beantwortet.

Wir erfahren Folgendes: die Tempelanlage wurde erst vor 25 Jahren entdeckt. Sie ist 531 Jahre alt und in etwa zur gleichen Zeit erbaut worden, wie die Buddhafigur des Phra Dao Don Luang. Sie war ein Geschenk des Prinzen von Phayao an den König des Lan Na Reiches mit der Hauptstadt Chiang Mai. Der Tempel trägt den Namen Wat Telok Aram. Die Buddhafigur heisst Luang Phaw Silah. Früher war hier noch kein Wasser, jedenfalls kein Hochwasser. Nur jede Menge Reisfelder. Die Verlegung eines Flusslaufes liess das Wasser im Laufe der Jahrzehnte ansteigen, bis die Tempelanlage versank und in Vergessenheit geriet. Momentan sind die Forscher dabei, die genauen Grundrisse zu lokalisieren. Es ist geplant, dass unter Wasser eine Mauer um die Anlage gezogen wird. Die anschliessende Trockenlegung des Tempels wird dann das Zeugnis der Vergangenheit an die Oberfläche bringen. Am Ende des Tempels sind neun heilige, sechseckige Säulen gefunden worden, die bereits mit runden Betonelementen umgeben sind. Einige ragen aus dem Wasser. Das war die Zeremoniestätte der Mönche. Viele Details sind noch unbekannt, doch Fachleute werden die Geheimnisse des Sees zu enträtseln wissen.

Ausklang Country Club

Die vielen Wege und die hochsommerliche Hitze haben uns ganz schön ausgedörrt. Deshalb haben wir uns zum Abschluss des Tages eine Erholung verdient. Geo kennt Toy, den Betreiber des Country Clubs in Phayao. Die kühle Abendluft ist wohltuend. Trotzdem arbeiten die Ventilatoren in dem grossen Raum auf Hochtouren. Die Band spielt Westernmusik, in angenehmer Lautstärke, so dass man sich, bei gepflegter Unterhaltung, nicht anschreien muss. Das erste Singha geht runter wie Öl. Danach ist Geniessen angesagt. Um das Autofahren brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Der Chef gehört zum Freundeskreis und stellt sich als Chauffeur zur Verfügung. Na dann, Prost!


































Nach Phitsanulok und Sukhothai

Ein Reisebericht - Teil 3 - von Helmut Kremser

Ein Ruhetag

Oh je, heute kräht der Hahn etwas später als sonst. Der letzte Ausflug nach Phayao mit anschliessendem Besuch des Country Clubs war doch ziemlich ausgedehnt. Nur Noree ist schon auf. Sie spielt mit ihrem Neffen. Der Bub ist 8 Monate und will beschäftigt werden.

Vom vorderen Teil des Grundstücks ertönt Lärm. Die Einfahrt wird verbreitert. Dazu muss ein Baum gefällt werden. Ein Thai klettert ohne jede Sicherungsvorkehrung in die Äste und sägt fleißig drauf los. Junior und Senior stehen unten und ziehen kräftig an einem dünnen Seil, was an einem der abzusägenden Äste gebunden ist. Sollen ja nicht auf das Nachbargrundstück fallen, oder gar den Zaun beschädigen. Laufend kommen kleine LKWs, deren Ladeflächen mit Erde beladen sind. Der Platz wird vergrössert, das Gefälle zum höher stehenden Haus verringert. Nach einem Sawadi don chao (guten Morgen), was mit einem verständnisvollen und freundlichen Lächeln beantwortet wird, kitzelt auch schon der Kaffeeduft in der Nase. Heissen Dank, Yen. Der heutige Tag steht im Zeichen der Erholung. Faulenzen, ein Small Talk mit dem Nachbarn, nur nicht zu viel laufen, es ist sehr heiß, wie jeder Tag in der Sommerzeit. Für morgen steht ein Trip Richtung Phitsanulok und Sukothai auf dem Kalender. Also lass uns etwas organisieren, einen Fahrer mit Auto mieten, die Route festlegen und mal ein wenig früher als sonst das Traumland besuchen.

Wir starten: Uttaradit, der nördliche Hafen

Der frühe Wurm fängt den Spatz, oder so. An dieses Sprichwort halten wir uns heute auch. Um 6.30 Uhr klingelt der Wecker. Das morgendliche Frühstücksprocedere ist schnell erledigt. Der Fahrer ist pünktlich. Auf geht's. Die 103 und 101 führen in südlicher Richtung durch die imposante Berglandschaft der Provinz Phrae. Die Straßen sind gut ausgebaut. Höhe Den Chai biegen wir auf die Bundesstraße 11, die uns den Weg über Uttaradit nach Phitsanulok weist.

In Uttaradit verweilen wir einen kurzen Moment. Uttaradit bedeutet so viel wie nördlicher Hafen. Die Stadt war ein wichtiger Umschlagsplatz. Die Wälder in dieser Gegend bestanden vorwiegend aus Teakholz, das geschlagen und den Maenam Nam abwärts bis zum "Hafen" geflösst wurde. Früher lebten hier einzelne Bergvölker. Im 11. Jahrhundert wanderten immer mehr Thais in diese fruchtbare Region. Es entstand die Stadt Bang Pho Tha It. Unter König Rama V wurden die Bewohner umgesiedelt. Uttaradit wurde zur Hauptstadt in der gleichnamigen Provinz erklärt. Etwa 50 Km nordöstlich, der 1045 und 1163 folgend, kommt man zum Staudamm, der 1973 eingeweiht wurde. Er trägt den Namen der Königin Sirikit.

Phitsanulok, die Provinz und die Stadt

Von Uttaradit bis Phitsanulok müssen die Räder noch ca. 120 Km rollen. Die Provinzhauptstadt bildet die Handelsachse sowohl in Nord-Süd, als auch in Ost-West Richtung. Sie ist als kleine Stadt im 11. Jahrhundert mit dem Namen Song Khwae gegründet worden. Song Khwae heisst zwei Flüsse. Gemeint ist damit die Zusammenführung des Maenam Khwae Noi und dem Maenam Nan. Es sollte das Machtzentrum der Ayutthaya Periode werden. Von 1448-1488 war Phitsanulok die Hauptstadt des Königreiches. Ein politischer Schachzug, der die Laoten in den Kriegswirren zurückhalten sollte. Als Schutz wurde die Siedlung mit einem Wall umgeben. Hier und da sind immer noch einige Überreste zu sehen. Nach Rückverlegung der königlichen Residenz entstand hier ein Ausbildungszentrum für Elitesoldaten.

Im Jahr 1957 wütete hier ein verheerender Feuersturm. Der Flächenbrand verschlang viele alte Holzhäuser. Noch heute wohnen am Maenam Nan etliche Familien auf Hausbooten. 1976 fing man an, einen Staudamm zu bauen, der die Bewässerung der Felder regelt. Er wurde 1985 fertig gestellt und erhielt den Namen von König Naresuan, der 1555 in Phitsanulok geboren wurde. Die grösste Universität der Stadt ist ebenfalls nach ihm benannt.

Wat Yai

Das Wat Phra Sri Rattana Mahathat (Wat Yai) ist eines der bedeutendsten Tempelanlagen in Thailand. Gegründet wurde der Tempel 1357 unter dem König Maha Thammaradscha I. Im Viharn steht die Statue Phra Buddha Chinnarat, dem Gautama Buddha. Nach Betreten der Anlage gehen wir ein kurzes Stück Weg, wo große Ventilatoren mit Verdunstungsanlage einen beachtlichen Wind entfalten. Sieht aus wie Nebel. Der kalte Dampf verschafft den Besuchern ein wenig Abkühlung. Gleich dahinter rufen zwei riesige Trommeln unter einem offenen Dach zum Gebet. Rund um den Vorplatz verkaufen etliche Stände Buddha Figuren in den vielfältigsten Formen, Grössen und Preisklassen. Die Figuren werden in der bekannten Buddha Casting Factory hergestellt. Eine Fabrik, die eigens dafür erschaffen wurde. Ein Blick nach oben lässt so etwas wie ein Gerüst erkennen. Aus Bambus natürlich. Ein paar Männer beschäftigen sich mit der Restaurierung der Domkuppel, die 36 Meter hoch ist. Der Prang ist im Khmer-Stil erbaut, und von innen begehbar. Die Treppe führt in einen kleinen Raum, der Buddha Reliquien zeigt. Wie die Jungs die Stäbe da oben befestigt haben, ist mir immer noch ein Rätsel. Am imposanten Eingangstor des Tempels sind wunderbare Perlmuttarbeiten zu sehen. Diese Verschönerung wurde von König Boromakot Mitte des 18. Jahrhunderts angeordnet. Seitlich davon sitzt ein älterer Herr. Er spielt auf dem thailändischen Xylophon. Rhythmische Melodien klingen ins Ohr, helles Klimpern ertönt im "Klingelbeutel", Spenden für den Tempel.

Unmittelbar hinter dem Tor ist links und rechts je ein schmaler Gang. Auf erhöhtem Podest sind sitzende Buddhafiguren aufgestellt. Barfuss betreten wir das Heiligtum. Acht Säulen auf jeder Seite stützen die dreifach gestaffelte Dachkonstruktion. Schwarze rautenähnliche Bemalungen zieren den goldenen Untergrund. Vor dem Antlitz Buddhas knien wir nieder und zollen ehrfurchtsvoll Respekt. Phra Buddha Chinnarat ist im klassischen Sukhothaistil im 14. Jahrhundert aus vergoldeter Bronze hergestellt worden. Sie ist berühmt im ganzen Land und gehört zu den schönsten Figuren Thailands. Der dunkle Hintergrund lässt das Bildnis so richtig zur Geltung kommen. Neben der Statue sind beidseits weitere Figuren aufgestellt. Blumen, Natur oder handgefertigt in durchsichtigen Kunststoffkästchen schmücken den Altar. Ein Ruhepunkt, an dem auch wir für kurze Zeit verweilen. Wer etwas Besonderes erleben möchte, der reist Anfang des Jahres hier her. Das Phra Buddha Chinnarat Fest bietet sechs Tage lang die Möglichkeit, die thailändische Kultur kennen zu lernen. Im Oktober (1. Wochenende) werden Rennen mit den Langbooten auf dem Fluss ausgetragen. 20 Leute greifen in die Ruder, der Steuermann bestimmt mit lauten Rufen den Takt. An der Naresuanbrücke endet das Rennen. Nachtschwärmer haben die Möglichkeit den Night Bazar zu besuchen. Der befindet sich südlich der Brücke.

Sukhothai, die erste Hauptstadt der Thais

Die Straße Nummer 12 verläuft in Ost-West Richtung. Sie verbindet Phitsanulok und Sukhothai. Der Weg zum Historical Park führt durch den Stadtkern. Hier und da sind alte Mauerreste sichtbar, ein Überbleibsel von Gebäuden, die 1968 durch ein verheerendes Großfeuer vernichtet wurden. Sukhothai war früher eine Grenzstadt der Khmer. Nach vielen Auseinandersetzungen konnte König Sri Intharathitya die Khmer vertreiben. Der Legende nach besiegte Sri Intharathitya den Herrscher von Mae Sot in einem Zweikampf auf Elefanten. Diese Kriegsszene wird heute noch überall den Touristen vorgeführt. Der König baute die Siedlung aus und gab ihr den Namen Sukhothai. Das Wort ist aus dem Sanskrit (Sukhuday) entnommen und bedeutet: Morgenröte der Glückseligkeit.

Das Wat Mahathat wurde zum religiösen und politischen Zentrum des Landes.

Sri Intharathiya war der Vater von Ban Müang und Rama, der als Nachfolger 1238 das Königreich Sukhothai gründete. Den Titel Ramkhamhaeng (Rama der Mutige) erhielt er nach einem entscheidenden Kriegszug, indem er seinen Bruder rettete und die Schlacht für die Thais gewann. Nach seiner Krönung gelang es Ramkhamhaeng, viele Thaistämme zu vereinen. Das Königreich wuchs. Unter seiner Herrschaft blühte das Reich auf. Steuerfreiheit sorgte für einen immensen Aufschwung in der Wirtschaft. Diplomatische Beziehungen, besonders mit China brachten regen Handel, genauso wie mit den Königen im Norden, in Chiang Mai und Phayao, die später das Lanna Reich gründeten. Neue Bewässerungsanlagen wurden gebaut, ein Schulsystem sowie der Theravada-Buddhismus eingeführt. Das Kunsthandwerk und die Architektur, die noch unter dem Einfluss der Khmer stand, gewannen an Bedeutung. 1283 schuf er das thailändische Alphabet, das sich aus den Schriftzeichen der Burmesen, Khmer und Mon zusammensetzt. Als erste Schrift gilt die 1292 verfasste Regierungserklärung. Sie ist in Stein gemeißelt und steht im Nationalmuseum in Bangkok. Mit der Übernahme durch das Königreich Ayutthaya ging die Glanzzeit der Sukhothai Periode Ende des 14. Jahrhunderts zu Ende. Der erste König der Ayutthaya Periode war Prinz U Tong. Er rief sich selbst zum König aus, zum König Ramthibodi I. Die Ayutthaya Periode hatte begonnen, doch davon ein anderes Mal.

Das UNESCO Weltkulturerbe

Gute 12 km vom Stadtkern entfernt befindet sich der Sukhothai Historical Park. Es ist schon ein tolles Gefühl, auf dem Land zu stehen, welches als Gründungsreich Thailands gilt. Müeang Gao, alte Stadt sagen die Thais. Erdwälle und Wassergräben umgaben die Anlage. Sie ist rechteckig angelegt und hat die Ausmasse von 2 mal 1,6 Kilometer. Vier Eingangstore führten in die Stadt. Mehr als 20 Tempel sind innerhalb des Parks zu besichtigen, wobei das Wat Mahathat (Tempel der großen Reliquie) den Mittelpunkt (nicht den geographischen) darstellt. Hier fand der spätere König Mongkut die Steinschrift von Ramkhamhaeng mit der Regierungserklärung. Zur Entdeckungszeit der Schrift lebte er hier als Mönch.

Obwohl bereits 1942 Pläne zur Erhaltung der Anlage vorlagen, begann man erst 1964 mit der Restaurierung. Im selben Jahr wurde das Ramkhamhaeng Museum eröffnet. Über 2.000 Fundstücke sollen hier ausgestellt sein, u.a. eine Glocke, die am Palast des Königs hing. Wenn jemand Probleme hatte und Gerechtigkeit forderte, durfte er die Glocke läuten und sein Anliegen vortragen. 1976 beschloss die thailändische Regierung den Ausbau zum Historical Park, der 1988 fertig gestellt und von Seiner Majestät König Bhumibol eingeweiht wurde.

Eine Tafel zeigt die Rekonstruktion des Tempels. Das Heiligtum ist in Ost-West angelegt. Im Norden und im Süden stehen Buddhafiguren, Phra Attharot, in einem Mondop. Das zentrale Heiligtum ist das Chedi, das die Klosteranlage weit überragt, umrahmt von mehreren kleinen Chedis. Die Spitze des Turmes ist einer Lotusknospe nachempfunden. Der Grund dafür ist der Besuch eines Mönches aus Sri Lanka, der Reliquien mitbrachte. Diese sollten würdevoll untergebracht werden. So wurde das Chedi mit der Lotusknospe gebaut.

Vor dem Bauwerk steht eine Statue eines sitzenden Buddhas mit Blickrichtung auf das längliche Klosterschiff. Die Trägersäulen stehen noch. Sie zeigen, dass das Schiff seitlich flacher gebaut wurde. Im Hauptviharn beteten Mönche und Gläubige vor einer sitzenden Buddhafigur, die auf einem quadratischen Sockel steht. Beim weiteren Rundgang entdecken wir einen Gebäudeteil auf dessen Vorsprung viele kleine Steine wahllos herumliegen. Ein paar Minitürmchen sind aufgestapelt. Das soll Glück bringen. Wir bauen auch, denn ein bisschen Glück kann schliesslich jeder gebrauchen.

Liebe FARANG-Freunde, um alles in der weltweit grössten Tempelanlage, die am 12.12.1991 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt wurde, zu besichtigen, reicht die kurze Zeit nicht. So müssen wir es beim Besuch des Tempels belassen. Sicherlich ist es sinnvoll, das Gelände mit dem Fahrrad abzufahren, das man preiswert ausleihen kann. Zum Schluss sei noch auf das Loy Kratong und Candle Light Fest im November hingewiesen. Es soll besonders schön sein. Nach Sonnenuntergang werden Schalen aus Bananenblätter und brennenden Kerzen ins Wasser gelassen. Umzüge finden statt. Ein Feuerwerk und Light Show runden das Programm ab. Auch für uns neigt sich der Tag. Wir machen uns auf den Heimweg und freuen uns trotz vieler Strapazen schon auf den nächsten Trip. Bis dann also. Helmut aus Steglitz

(unter Verwendung von www.wikipedia.de)

Fotos aus Phitsanulok













Fotos aus Sukhothai












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